Für die Geburt eines Babys braucht man nicht viel: ein paar Bodys, Strampler, Mütze, Söckchen, ein ruhiges Plätzchen zum Schlafen und vor allem liebevolle, emotional starke Eltern. Monika Maccioni-Meier, erfahrene Doula in der Schweiz, begleitet werdende Eltern auf ihrem Weg in eine neue Lebensphase.

Geburtsvorbereitung | Was alles dazu gehört

Minimalismus liegt im Trend! Viele Konsumenten entscheiden sich bewusst für einen Lebensstil der Reduktion, ganz nach dem Motto „Weniger ist mehr“. Investiert wird in Qualitätsprodukte, in gute Umstandskleidung und eine hochwertige Erstausstattung fürs Baby. Mama und Baby soll es schließlich an nichts fehlen, und dies sowohl vor als auch nach der Geburt.

Investiert wird zudem immer häufiger in alternative Geburtsorte. Entbindungen im Geburtshaus und Hausgeburten erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Das Geburtserlebnis soll in einem harmonischen, stressfreien Ambiente geschehen und positiv in Erinnerung bleiben.

Und dann gibt es noch ein reges Angebot an Geburtsvorbereitungskursen, Schwangerschaftsyoga, Akupunkturanwendungen und osteopathischen Behandlungen, die je nach Gusto der körperlichen Vorbereitung auf den großen Tag dienen.

Kliniktasche gepackt und die Gefühle fahren Achterbahn

Doch wo bleibt bei all den Vorkehrungen die emotionale Vorbereitung auf etwas, das unser bisheriges Leben komplett auf den Kopf stellen wird? Bereits während der Schwangerschaft fahren unsere Gefühle Achterbahn. Was sich vor der Geburt als übersteigerte Vorfreude mit Gefühlsausbrüchen und Freudenschreien äußert, kann direkt im Anschluss an die Entbindung ganz urplötzlich in einen Baby Blues oder gar in eine Schwangerschaftsdepression umschlagen.

Ein Baby bedeutet den Eintritt in eine neue Lebensphase. Alles verändert sich, wir verändern uns, unser Alltag verändert sich und auch unsere Umgebung verändert sich. Murmeltiere, die für gewöhnlich an ihrem 9-Stunden-Schlaf festhalten, werden sich schlagartig mit 2-3 Stunden Schlaf am Stück zufrieden geben müssen. Augenringe, der ständige Zwiespalt zwischen Freude und Hilflosigkeit, Dankbarkeit und Verzweiflung; ja, das Leben mit Baby ist wunderschön und doch manchmal verdammt hart!

Die Doula als die Bremse im Gefühlskarussell

Auswege aus diesem ständigen Gefühlskarussell bietet eine Doula (mehr erfahren). Eine Doula, also eine ausgebildete Geburtsbegleiterin, ist ein treuer Wegbegleiter werdender und junger Eltern. Sie begleitet beide Elternteile durch die Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett. In vielen Ländern (bsp. in Israel) hat man die wichtige Aufgabe einer Doula schon lange erkannt, sodass eine Geburtsbegleiterin standardmäßig Teil einer jeden Geburt ist.

Nur in unseren Breitengraden nimmt die Doula nach wie vor eine stiefmütterliche Rolle ein, was mitunter daran liegt, dass kaum über Möglichkeiten einer emotionalen Geburtsvorbereitung gesprochen oder berichtet wird. Genau aus diesem Grund möchte ich euch heute eine wunderbare Doula in der Schweiz vorstellen: Monika Maccioni-Meier fand ihre Berufung während eines mehrjährigen Aufenthalts in Dubai, wo sie die Ausbildung zur Doula erfolgreich absolvierte.

Monika hat einen spannenden Lebenslauf und eine Menge interkulturelle Erfahrungen, als Doula aber auch als zweifache Mama. Ich hab mir ein paar Fragen für Monika überlegt und freue mich, euch auf diese Weise die wertvolle Arbeit einer Geburtsbegleiterin etwas näherbringen zu können.

Monika, du arbeitest als Doula in der Schweiz, hast deine Berufung jedoch in Dubai gefunden. Magst du uns verraten, wie es dazu kam?

Ich bin Ende 2008 mit meinem damaligen Mann und unseren 2 Töchtern nach Dubai ausgewandert. Nachdem ich mich etwas eingelebt hatte, absolvierte ich 2009 eine Ausbildung in Facial Reflexology in Abu Dhabi. Wir waren eine buntgemischte Gruppe von Frauen, darunter auch eine Hebamme. Während einer Pause hörte ich „zufällig“, wie die Hebamme einer Frau erzählte, dass sie so froh es, dass es Doulas gibt. Sofort war meine Neugier geweckt und ich wollte wissen, was denn eine Doula ist… dieses Wort hatte ich vorher noch nie gehört. Während die Hebamme mir von der Arbeit der Doulas erzählte, bekam ich am ganzen Körper Gänsehaut und ich wusste sofort, dass ich meiner eigenen Berufung gegenüberstand. 2010 habe ich dann in Dubai bei zwei verschiedenen Organisationen, Doula Int. und Nuturing Birth UK eine Ausbildung zur Doula absolviert.

In Dubai durftest du Frauen aus verschiedenen Kulturen während der Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett begleiten. Was würdest du sagen, welche Erfahrungen als interkulturell tätige Doula stellten damals eine besondere Bereicherung für dich da?

Eine besondere Bereicherung für mich waren die unterschiedlichen Bräuche/Rituale von denen mir die Frauen aus ihren Kulturen erzählten. Da war z.B. „The flower of Myriam“, eine getrocknete, kleine Staude aus der Wüste. Ich kam damit in Berührung, als ich eine einheimische Frau begleiten durfte. Die Blume wird bei Geburtsbeginn in eine Schüssel mit Wasser gelegt und sie öffnet sich dann langsam, so wie sich der Muttermund öffnet. Und wenn die Blume ganz offen ist, dann trinkt die Frau einen Schluck von diesem Wasser und erhält die nötige Kraft, um ihr Kind zu gebären. Ich mag alte Bräuche sehr und freue mich, wenn sie von Generation zu Generation weiter gegeben werden.

Seit zwei Jahren lebst und arbeitest du nun wieder in der Schweiz. Gemeinsam mit Doula-Kollegin Nathalie Fischer hast du eine schöne Website (anaya.ch) mit einem vielfältigen Angebot aufgebaut. Rituale spielen bei eurer Arbeit eine wichtige Rolle. Du schreibst dort von „vergessenen Bräuchen und Ritualen“. Was dürfen wir uns darunter vorstellen?

Jede Kultur hat Bräuche und Rituale und einige sind in Vergessenheit geraten und bei manchen sind wir uns nicht bewusst, dass es ein Brauch oder Ritual ist. So wie z.B wenn wir morgens täglich zusammen mit dem Kaffee eine Zeitung lesen, dann ist das ein Ritual. Diese Rituale sind sehr wichtig für unseren Alltag, denn sie geben uns Halt und Sicherheit. In unserer Arbeit spielen die Rituale eine wichtige Rolle, weil wir schwangere Frauen oder neue Mütter auf ihrem Weg damit ehren möchten und ihnen zeigen, wie wichtig sie sind… für sich selber, ihre Kinder, ihre Familie… für unsere Welt.

Werdende Väter werden bei der Geburtsvorbereitung häufig etwas vernachlässigt. Zwar gibt es mittlerweile einige Kurse, die bewusst Paarabende anbieten, doch der emotionale Zustand des Mannes wird in den wenigsten Fällen hinterfragt. Du beziehst gezielt auch die Männer in deine Arbeit mit ein. Welche Erfahrungen hast du bisher in der Paararbeit gemacht?

Ich glaube, dass auch Männer einen Ort brauchen, wo sie sich mit anderen werdenden Vätern treffen können… sie unter sich sind, austauschen und über ihre Emotionen sprechen können. Solche Orte gibt es praktisch nicht und so versuche ich, dem Paar aufzuzeigen, dass ich es sehr wichtig finde, dass die Paare während der Schwangerschaft ehrlich und offen miteinander kommunizieren, um die Erwartung rund um die Geburt zu klären. Möchte der Vater bei der Geburt überhaupt anwesend sein? Oder verspürt er einen Druck, dass er muss… und eigentlich nicht frei entscheiden darf, weil es so erwartet wird? Was möchte die Frau? Welche Erwartungen haben beide? Ich ermutige die Paare dazu, sich über solche Fragen/Erwartungen Gedanken zu machen und oft bin ich auch „Paartherapeutin“.

Bei den Geburtsvorbereitungen, die ich mit den Paaren mache, haben die werdenden Väter meistens die gleichen Ängste… sie fragen sich, ob sie ihrer Aufgabe während der Geburt gerecht werden können und auch wie diese Aufgabe überhaupt aussieht.

Ich erzähle den Paaren/den Vätern gerne, dass ich ihre Aufgabe bei der Geburt so sehe:

  • sie sind der Fels in der Brandung, die männliche Energie
  • sie sollen der Partnerin zeigen, dass sie sie lieben… mit küssen, streicheln, in den Arm nehmen, etc.
  • und dem Geburtsprozess und ihrer Partnerin vollkommen vertrauen

Und zuletzt würde mich noch interessieren, welche Visionen dich als Doula antreiben und wie deine Arbeit deine eigene Sicht auf das Leben verändert hat.

Meine Vision ist es, ein eigenes Zentrum/Wohlfühloase zu haben für Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach, um die Frauen während dieser wichtigen Zeit in ihre Kraft zu führen. Diese Vision trägt mich Schritt für Schritt durch meinen Alltag, durch mein Leben… immer weiter zu gehen, auch wenn es manchmal etwas holprig ist.

Herzlichen Dank, liebe Monika, für deine Zeit und weiterhin viele glückliche Geburten!

Doula in der Schweiz Monika Maccioni-Meier im Interview

Monika Maccioni-Meier hilft Erstgebärenden ruhig und entspannt in eine selbstbestimmte Geburt zu gehen. Sie tut dies mit ihrer Arbeit als Doula und Geburtspriesterin. Im Jahr 1971 geboren, lebt Monika mit ihren 2 Töchtern in Bülach, in der Nähe des Flughafens Zürich.

Mehr über Monikas Arbeit erfahrt ihr hier: anaya.ch

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