Erstes Baby, erste große Liebe! Zweites Baby, zweitgroße Liebe? Ist es wirklich anders mit dem/der Zweitgeborenen? Lest meine Gedanken und Erfahrungen zum Thema Geschwisterkinder.
Erstes Baby, erste große Liebe
Die erste Schwangerschaft ist für die meisten Frauen etwas ganz Besonderes. Über Monate hinweg vermischen sich Gefühle von Freude, Ungeduld und häufig auch ein wenig Angst. Wir lieben das Ungeborene mit dem ersten Blick auf den positiven Schwangerschaftstest, und dies mehr als Worte beschreiben können. Jeder Kontrolltermin fühlt sich an wie Weihnachten und die Ultraschallbilder werden wie ein Schatz aufbewahrt.
Mit der Geburt des Babys erhält der Moment plötzlich eine ganz andere Wertigkeit. Stundenlang blicken wir unser Baby nur an, können nicht aufhören, es zu berühren und zu liebkosen. Am liebsten wäre uns, die Zeit würde für immer stillstehen. Um diese kostbaren Momente, die einfach nicht stehenbleiben wollen, für die Ewigkeit festzuhalten, ist die Kamera unser ständiger Begleiter. Und so wird aus einem Augenzwinkern schnell mal ein ganzes Universum an Bildern.
Die Festplatte füllt sich mit Erinnerungen. Stunden über Stunden verbringen wir damit, Bilder zu sortieren, Alben zu gestalten und Tagebücher zu schreiben. Der Haushalt, die geliebte Nachtlektüre, alles was uns bis zum Tag der Geburt noch wichtig war, rückt nun auf die Warteliste. Und wir genießen diese Zeit, die wir unserem Baby und uns als Familie schenken dürfen.
Zweites Baby, zweitgroße Liebe?
Manchmal früher, manchmal später, manchmal auch gar nicht, entscheiden wir uns für ein zweites Baby. Oftmals, und dies mag ein wenig unfair dem zweiten Baby gegenüber sein, entsteht der Wunsch nach Baby 2 aus dem Bedürfnis heraus, dem/der Erstgeborenen ein Geschwisterchen zu schenken. Schlimm?
Nein, eigentlich nicht. Zwar ist dieses Bedürfnis oftmals mit einer Art Schuldgefühl verbunden, das einem suggeriert, man würde aus einer falschen Motivation heraus handeln, doch, und hier kann ich euch beruhigen, dieses Schuldgefühl ist unbegründet. Egal, welche Motivation euch veranlasst, ein zweites Baby in die Welt setzen zu wollen, ihr werdet es lieben, wie ihr euer Erstgeborenes liebt. Ganz bestimmt!
Eine liebe peruanische Großtante meines Mannes antwortete einmal auf die Frage, ob sie all ihre 9 Kinder genauso lieben würde: „Natürlich, denn das Schöne am Mamasein ist es doch, dass die Liebe, die man als Mama geben kann, mit jedem Baby mehr wird.“
Beim zweiten Baby geht´s nicht mehr so genau, oder?
Jetzt höre ich immer wieder Eltern von mindestens zwei Kindern sagen, dass sie das Gefühl hätten, für das Zweitgeborene nicht mehr gar so viel Zeit in Erinnerungsfotos, Tagebuchschreiben und Ähnliches investiert zu haben. Und dann gibt es wiederum Freundinnen von mir, die sich kleinlaut beklagen, dass es von ihnen als Zweitgeborene viel weniger Fotos und Erinnerungsstücke gäbe als von der großen Schwester bzw. dem großen Bruder.
All dies mag auch seine Berechtigung haben. Das zweite Kind erlebt man tatsächlich anders. Statt ein Foto beim Blick nach rechts, ein Foto beim Blick nach links und ein drittes Foto beim Blick nach oben, wird bei Baby 2 möglicherweise nur noch ein Foto gemacht mit dem Blick, der einem am gelungensten erscheint. Schlimm?
Nein, auch das ist nicht schlimm. Weniger Fotos, dafür bessere Aufnahmen erleichtern uns die Arbeit beim Basteln eines schönen Fotoalbums. Klar, wir kennen viele Blicke und Gesten bereits in ähnlicher Form, daher achten wir nicht mehr gar so ehrgeizig auf die Details. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass wir nicht genauso stolz auf die Entwicklungsschritte unseres Neuzugangs wären.
Und es stimmt, das große Kind nimmt einen großen Raum im Familienleben ein, weshalb häufig weniger Zeit bleibt, die wir ausschließlich dem neuen Baby widmen könnten. Viele Eltern machen sich daher nicht mehr so viel Mühe wie beim ersten Mal, schon allein aus zeittechnischen Gründen.
Der Faktor Zeit sollte nicht Schuld an einer leeren Erinnerungsbox sein
Ich verstehe all diese Argumente, vor allem den Zeitmangel. Aber, und auch hier ein großes ABER. Ihr seid doch beim zweiten Baby schon viel schlauer. Die Zeit, die ihr während und nach der ersten Schwangerschaft in die Recherche von Fotoalben, Babytagebüchern, Babykleidung, Spielzeug etc. investiert habt, ist nun übrig.
Ihr seid mit eurem ersten Kinder bereits zu Experten geworden, was euren Babyalltag angeht. Ihr wisst durch eure eigenen oder die Erfahrungen von Freundinnen, dass es Babybauchabdrücke aus Gips gibt, dass es professionelle Babybauchshootings gibt und ihr habt euch möglicherweise bereits Pinnwände voll schöner Inspirationen bei Pinterest angelegt.
Über Freunde und Bekannte habt ihr neue Tragetechniken kennengelernt, die den Alltag mit zwei Kindern erleichtern und Zeitfenster schaffen. Ihr wisst, welcher Windelsystem euch zusagt und spart euch die vielen Stunden an Testläufen. Und, last but not least, seid ihr entspannter als beim ersten Baby. Ein entspannter Blick sieht, was die unruhig umherschwirrende Mama nicht sieht. Eine entspannte Mama weiß, was sie möchte und für gut hält, ohne sich Tage und Nächte den Kopf über vermeintlich gut gemeinte Ratschläge von Angehörigen oder hilfreiche Ratgeber zur richtigen Babytrage, zum idealen Pucktuch und/oder zum passenden Schnuller zermartern zu müssen.
Daher mein Tipp an euch: ihr habt seit der Beginn eurer ersten Schwangerschaft viel gesehen, gelesen und gehört. Ihr wisst nun, was euch gefällt, in welche Produkte ihr mehr investieren solltet (Zeit und Geld) und auf welche Produkte ihr verzichten könnt. Euer Wissen und eure Erfahrungen schenken euch wertvolle Zeit. Nutzt diese für die Erinnerungsbox eurer Zweitgeborenen! Denn welch schöneres Geschenk könnt ihr euren Kinder eines Tages bereiten, als ein liebevoll geführtes Babytagebuch oder ein gepflegten Babyalbum?