Jedes Jahr am 24. Juni finden in Cusco, dem einstigen Zentrum des Inkareichs, aufwändig inszenierte Feierlichkeiten zu Ehren des Sonnengottes Inti statt. Touristen aus aller Welt reisen an, um den Inszenierungen, Tänzen und Prozessionen beizuwohnen.

Inti Raymi zu Zeiten der Inkas

Inti Raymi kommt aus dem Quechua und bedeutet übersetzt „Fest der Sonne“ (inti „Sonne“, raymi „Fest“). Bis zur spanischen Eroberung des Tahuantinsuyo, des „Inkareichs“, veranstaltete man alljährlich zur Wintersonnenwende, am 21.6. auf der südlichen Erdhalbkugel, religiöse Zeremonien zu Ehren des Sonnengottes Inti. Man feierte den König und den Adel als Nachkommen Intis, dankte für reichliche Erntegaben oder opferte, um die Götter bei der nächsten Ernte gütiger zu stimmen.

Inti hatte der Legende nach Mama Ocllo und Manco Capac auf die Erde gesandt, um mit der Gründung der Stadt Cusco den Grundstein für das künftige Großreich der Inkakultur zu gründen. Und laut den Quellen war es Manco Capac, der erstmals ein Fest zu Ehren Intis organisierte. Inti galt übrigens als der Lieblingssohn von Pachacamac, dem höchsten Gott des Quechua-Volkes.

Dem Sonnengott brachte man regelmäßig Opfergaben dar und Relikte aus der Vergangenheit bezeugen die Pracht in der man Inti auf Erden repräsentierte. Sonnentempel, mit Gold verzierte Wände und Statuen, Gold wohin das Auge reichte, so berichten Quellen. Die eindrucksvollen Bauten sind noch heute zu besichtigen. Was jedoch mit dem vielen Gold geschehen ist, gibt den Forschern Rätsel auf. So mancher ist überzeugt davon, dass die Inkas bei der Ankunft der Spanier große Mengen an Gold im Titicaca-See versenkten, andere erklären sich das Verschwinden mit der teuren Auslöse für den letzten Inka-Herrscher Atahualpa, der eine riesige Kammer mit Gold füllte, um seine Freiheit wiederzuerlangen; leider jedoch vergeblich.

Das Inti Raymi, das am ehesten mit unserem Neujahrsfest vergleichbar ist, wurde 1535 gemeinsam mit vielen anderen Bräuchen von den Spaniern verboten, da man darin eine Gefahr für die Etablierung der spanischen Vorherrschaft sah.

Das Sonnenfest heute

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts feiert man das Fest zu Ehren des Sonnengottes wieder und dies in all seiner Pracht, mehrere Tage lang. Neben dem Karneval von Rio de Janeiro ist das Inti Raymi das größte Fest in Lateinamerika.

In der Andenstadt ist man stolz auf die inkaischen Vorfahren, denn ihnen gelang es innerhalb von etwa 100 Jahren ein Reich unter sich zu vereinen, das sich auf große Teile Südamerikas erstreckte. Neben dem heutigen Peru zählten Teile Ecuadors, Boliviens, Chiles und Argentiniens zum Tahuantinsuyo; heute kaum vorstellbare Dimensionen für ein Kultur, die weder über Räder noch Pferde verfügte.

Auch dieses Jahr wird das Inti Raymi am 24.6. gefeiert, dem Tag der Bauern. Beginnend mit einer Eröffnungszeremonie des Sapa Inca („Inka-König“) auf dem Plaza de Armas, dem zentralen Platz in Cusco, geht es im Anschluss weiter zur weitläufigen Festungsanlage Sacsayhuaman, wo der Besucher über eindrucksvolle Theaterinszenierungen staunen darf.

Nicht nur am 24.6. selbst, sondern bereits zuvor und im Anschluss steht Cusco Kopf. Überall fröhliche Menschen, die die auf 3416m gelegene Stadt in einem Ausnahmezustand versetzen. Für all diejenigen, die eintauchen möchten in eine Zeit aus lang vergangenen Tagen, deren Spuren bis in die Gegenwart reichen, stellt dieses Spektakel ein unvergessliches Erlebnis dar.

 

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