Perus Hauptstadt Lima ist eine faszinierende Stadt. Man wird sie nicht sofort ins Herz schließen, aber wer facettenreiche Städte liebt, wird Lima lieben lernen.

Lima: eine der vielfältigsten Städte der Welt

Seit mehr als 10 Jahren bewege ich mich nun schon zwischen Rosenheim (60.000 EW) und Lima (8.500.000 EW) hin und her. Ich kann mich noch gut an meine erste Landung in der Wüstenstadt erinnern. Nach einer langen, beschwerlichen Anreise schlug die Delta-Maschine auf peruanischen Boden auf. In freudiger Erwartung trat ich durch die Tür des Fliegers. Statt der erhofften Frischluft stieg mir ein beißender Fischgeruch in die Nase. Statt Sonnenlicht begrüßte mich ein nebelverhangener, grauer Flughafen.

Ich weiß nicht mehr genau, was ich damals dachte oder fühlte. Aber ich erinnere mich doch, dass meine Vorfreude und Neugierde einfach zu groß war, als dass mich dies hätte abschrecken können. In der Flughafenhalle warteten 3 Peruaner auf mich und meine Kommilitonin, die ich zuvor noch nicht gesehen hatte, die wir jedoch über Umwege kennengelernt hatten. Sie machten einen sympathischen Eindruck und schnell waren Fischgeruch und die graue Nebelwand vergessen.

Wir landeten im August in Lima. Zu dieser Jahreszeit ist hier Winter. Ohne Schnee und Eis, bei einer Durchschnittstemperatur von 15 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 90%. Es ist kalt, weil es feucht ist und weil die Häuser nicht isoliert sind. Den ganzen Winter ist es so grau in Lima, weil der Nebel, der vom Pazifik kommt, nicht über das hohe Andenmassiv abziehen kann und sich wie ein Schleier über die Millionenstadt legt. All dies lernte ich erst im Laufe der Zeit.

Kurzum, meine erste Begegnung mit Lima war zu einer Jahreszeit, die Durchreisenden wenig attraktiv erscheinen mag und kaum zum Verweilen einlädt. Ist man jedoch bereit, in das Großstadtleben einzutauchen, für mehrere Tage, ein paar Wochen oder gar Monate, wird man Lima lieben lernen; trotz der vielen, oder vielleicht sogar wegen der vielen Gegensätze.

Lima ist so schön UND zugleich so verdammt anstrengend

Lima-Stadt-der-Gegensätze_Peru

Wie ich Lima beschreiben würde, wenn mich jemand nach meiner subjektiven Meinung fragt? Auf Anhieb fällt mir dies dazu ein:

  • In Lima kannst du im Sommer kannst du Barfuß durchs Haus laufen – Doch egal wo du wohnst, du wirst immer schwarze Füße bekommen.
  • Lima liegt direkt am Meer – Aber es regnet nie.
  • Lima ist bekannt für seine erstklassische Küche – Aber du wirst dir schnell den Magen verderben, wenn du nicht aufpasst.
  • Limeños lächeln Touristen freundlich an – Aber die freundlichsten Menschen machen sich schon einmal mit deinem Handy aus dem Staub.
  • Lima ist eine multikulturelle Stadt – Aber die fröhliche Vielfalt geht Hand in Hand mit sozialem Schichtendenken.
  • In Lima gibt es Arbeit – Aber ein Großteil der Arbeiter findet keinen bezahlbaren Wohnraum in der Millionenstadt
  • Lima ist Sammelstation für die natürlichen Ressourcen des Landes – Aber die qualitativ hochwertigsten Früchte und Saaten werden exportiert oder zu kaum erschwinglichen Preisen angeboten.
  • In Lima ist Taxifahren sehr günstig – Aber es kann durchaus passieren, dass man in ein Auto steigt, das nur vorgibt ein Taxi zu sein.
  • Kleinbusse (Micros) in Lima stellen die günstige Mitfahrgelegenheit dar – Aber hier darfst du dich nicht wundern, wenn während der Fahrt plötzlich die Tür herausfällt.
  • Auf Limas chaotischen Straßen passieren Unfälle – Aber oftmals nimmt man eine Delle widerstandslos in Kauf, bevor man die Polizei einschaltet.
  • Wohnungen mit Meerblick sind in Lima sehr beliebt – Auch wenn im Winter der Blick aus dem Fenster einer grauen Nebelwand gleicht.
  • Musik lockert den Alltag in Lima auf – Aber die ständig heulenden Alarmanlagen parkender Autos treiben dich schon mal in den Wahnsinn.
  • In Lima gibt es wohl nichts, dass es nicht gibt – Aber vieles davon ist nur einer elitären Oberschicht zugänglich.
  • Politiker sagen der Informalität den Kampf an – Aber denselben Politikern begegnest du auf dem Schwarzmarkt wieder.
  • Limeños sind sehr kinderlieb – Aber die Hauptbeschäftigung vieler Kinder besteht im Fernsehschauen.
  • Lima ist reich an Superfood, wie sie in unseren Breitengraden eine schlanke Figur versprechen – Aber die meisten Limeños sind übergewichtig.
  • An der Tankstelle findest du kalorienreiche Kekse – Auf derselben Packung wirst du aber darauf hingewiesen, dass du wieder mehr Sport machen solltest.
  • Zuwanderer aus den Bergen sprechen in Lima  weiterhin ihre indigene Sprache Quechua – Aber sie stehen dem Christentum näher als den Glaubensvorstellungen ihrer inkaischen Vorfahren.

Ich könnte jetzt wohl ewig so weiterschreiben. Egal wohin du gehst, egal wem du begegnest, du wirst auf Gegensätze stoßen. Du wirst diese Gegensätze aber auch in der Kunst, in der Architektur und in allen anderen Lebensbereichen wiederfinden. Du wirst schmunzeln, weinen und vielleicht sogar Bücher darüber schreiben. Lima ist auf jeden Fall eine Entdeckungsreise wert. Nein, nicht nur eine kleine Citytour, denn diese würde dieser chaotischen, faszinierenden Stadt keinesfalls gerecht werden.

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