Zu Ostern, in der Semana Santa (´Heilige Woche`), finden die wichtigsten liturgischen Feste des ganzen Jahres in Peru statt. Zahlreiche Städte verwandeln sich in ein Meer aus Blumen und aufwändige Prozessionen erinnern an die Wiederauferstehung von Jesus Christus.
Geschichte
Mit der spanischen Eroberung im 16. Jahrhundert fand erstmals das Christentum Einzug ins einstige Inkareich. Es setzte eine Missionierungswelle in großem Maße ein. Unzählige prachtvolle Kirchen zeugen noch heute von der Vormachtstellung der Religion der Spanier. So wurden allein in der Andenstadt Ayacucho (2760m) 33 Gotteshäuser errichtet, und das bei einer momentanen Gesamtbevölkerung von ca. 148.000 Einwohnern.
Nicht ohne Widerstand nahm man die neue Religion an. Ein wichtiges, jedoch heute beinahe vergessenes Beispiel, stellte die Bewegung der Taki Oncoy dar, die in den 1560ern von Ayacucho ausgehend bis nach Lima reichte. Man propagierte die Rückkehr der Huacas, der eigenen Gottheiten, und wies zugleich alles Fremde (Sprache, Religion, Politik) zurück. Zu viel Leid und schmerzvolle Verluste hatten die Europäer gebracht! Da Taki Oncoy eine große Gefahr für die Spanier darstellte, hatte die Bewegung jedoch auf lange Sicht keine Überlebenschance.
Dennoch bewiesen die Anhänger von Taki Oncoy und die enorme territoriale Ausdehnung des Widerstands die starke Willenskraft der indigenen Bevölkerung. Dieser ist es auch zu verdanken, dass noch heute Spuren alter Glaubensüberzeugungen und Bräuche in der gelebten Religion in Peru zu finden sind. Das Christentum ist stark, die Menschen sind sehr gläubig, doch darf man sich nicht wundern, wenn man in der Kathedrale von Cusco ein gebratenes Meerschweinchen beim letzten Abendmahl findet.
Gelebtes Christentum – Semana Santa in Peru
Das wohl beste Beispiel für den tiefen Glauben an den christlichen Gott ist die Semana Santa (´Heilige Woche`), die von Palmsonntag bis Ostersonntag ganze Städte in Ausnahmezustand versetzt.
In Huaraz (3100m) kann man ein übergroßes Christus-Bildnis bewundern, das in Erinnerung an den Einzug Jesus in die Stadt Jerusalem, auf dem Rücken eines Esels durch die Andenstadt getragen wird. Mit einem großen Flügelschlag – hunderte Vögel werden in die Freiheit entlassen – und einem Feierwerk enden die Feierlichkeiten in Huaraz am Ostersonntag.
Nicht zu vergessen Cusco (3416m), das einstige Zentrum des Inkareichs. Dort huldigt man dem Señor de los Temblores (´Herr der Erdbeben`), einer Statue, die von den Spaniern zur Konvertierung der indigenen Bevölkerung nach Peru gebracht wurde. Der Legende nach nahm diese Statue nach einem großen Erdbeben im Jahr 1650 eine dunkle Farbe an, wurde damit zum Ebenbild der einheimischen Bevölkerung und wird seither als ´Jesus Christus der Erbeben` verehrt. Handbestickte Teppiche und Tücher zieren Straßen und Fenstersimse. Knallerbsen und andere Krachmacher lassen die sonstige Ruhe der idyllischen Stadt für einige Tage in Vergessenheit geraten.
Zu guter Letzt Ayacucho, Perus Kirchenstadt. Bereits am Freitag vor dem Palmsonntag herrscht hier Ausnahmezustand, denn da treffen Jesus und seine Mutter, die Jungfrau Maria, in Form eines Festakts aufeinander. Palmwedel am Sonntag, Prozessionen wochentags und traurige Rituale am Karfreitag und Samstag. Interessant ist die Zeit zwischen der Kreuzigung Jesus´und seiner Wiederauferstehung. Denn hier darf gesündigt werden, was oftmals in Alkoholexzessen und Ähnlichem ausartet.
Und was ist mit dem Osterhasen?
Nun ja, der Osterhase ist in Peru weitestgehend unbekannt. Zwar findet man mittlerweile Schokoeier im Supermarkt, doch anstatt Ostereiersuche steht hier nach wie vor der Besuch des Gottesdiensts oder die Teilnahme an einer Prozession im Vordergrund.