Heute dürfen wir erstmals mit einer männlichen Hebamme, nämlich mit Tobias Richter aus Berlin, sprechen.  Der junge Entbindungspfleger verrät uns, was helfen kann, wenn das Baby beim Baden weint.

Hebamme, nicht nur ein Beruf für Frauen

Ich freue mich ganz besonders, Tobias Richter kennengelernt zu haben. Entdeckt habe ich ihn, wie so viele meiner tollen Interviewpartnerinnen über Instagram. Und zunächst war ich etwas erstaunt, unter dem Name Tobi eine ausgebildete Hebamme zu finden. Auch wusste ich nicht so recht, wie ich Tobias ansprechen solle, als Hebamme oder Entbindungspfleger? Diese Sorge wurde mir schnell genommen: „das Wort Hebamme … klingt einfach viel schöner.“ Warum nicht, wer sagt denn, dass nur Frauen als Hebamme arbeiten können und diese schöne Berufsbezeichnung tragen dürfen?

Tobias ist 20 Jahre jung, lebt in Berlin und wird ab 1. September 2018 als Entbindungspfleger im Kreißsaal eines Berliner Klinikums angestellt sein.

Von Tobias wollte ich wissen, was er rät, wenn sich das Neugeborene bzw. Baby nur unter Tränen baden lässt.

Lieber Tobi, eine junge Mutter ruft dich an, weil ihr 2 Monate altes Baby beim Baden weint. Was rätst du ihr, wie kann sie ihr Neugeborenes sanft ans Wasser gewöhnen?

Ich würde vorbei fahren, um mir die Situation vor Ort anzuschauen und genau zu beobachten. Es kann viele Ursachen haben, wieso ein Kind beim Baden weint. Viele Kinder baden gerne und andere wiederum nicht. Wichtig ist immer, Ruhe zu bewahren. Denn diese Ruhe überträgt sich meist  positiv auf das Kind. Ansonsten wie gewohnt: die Kinder langsam in die Wanne setzen; ankommen lassen; wenige Reize setzen; prüfen, ob die Badetemperatur noch stimmt (37 °C). Zusätzlich kann auch die Lieblingseinschlafmusik im Hintergrund abgespielt werden.

Was hat dich eigentlich dazu bewegt, dich zum Entbindungspfleger ausbilden zu lassen?

Meine wunderbare Mama, die selbst schon lange als Hebamme tätig ist. Ich habe damals viele Praktika im Kreißsaal absolviert und das hat mir so gut gefallen, dass ich mich dann für die Ausbildung entschieden habe.

Was würdest du sagen, welche besonderen Fähigkeiten bringen Hebammen und Entbindungspfleger abseits vom medizinischen Wissen mit?

Gute Frage. Nicht jede Hebamme ist gleich und das ist auch gut so. Der Großteil an Hebammen verfügt über ganz viel Empathie und diese ist in unserem Beruf sehr wichtig. Obendrein verfügen viele Hebammen über ein breites Wissen an alternativen Heilverfahren z.B. Akupunktur oder Homöopathie, welche eine effektive Ergänzung in der Betreuung der Schwangeren/ Mutter darstellt.

Magst du uns von einem Erlebnis aus deiner Arbeit als Entbindungspfleger erzählen, das dich besonders bewegt hat?

Da gibt und gab es schon viele schöne Erlebnisse. Das schönste war für mich eine offene Adoption im Kreißsaal. Die beiden Adoptivväter waren bei der Geburt dabei. Es war insgesamt eine tolle und lockere Atmosphäre. So viele Freudentränen habe ich kaum noch einmal erlebt.

Was müsste passieren, damit sich mehr Frauen und Männer für eine Hebammen-Ausbildung entscheiden?

Einiges! Der Beruf der Hebamme ist sehr gefragt in Deutschland. Wir müssen die Hebammenarbeit besser vergüten und mehr wertschätzen, eine gute und günstige Haftpflichtversicherung für Hebammen entwickeln, die Dokumentationsarbeit deutlich vereinfachen und vieles vieles mehr. Wir Hebammen sind ein kleines „Völkchen“  und bemühen uns schon sehr, dass uns zugehört wird, aber wir brauchen auch die Unterstützung von den Frauen und Familien, damit die Politik endlich die entsprechenden Maßnahmen ergreift.

Hebamme Entbindungshelfer Tobias Richter aus Berlin_Baby weint beim Baden.jpeg

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Instagram: @heb.tobi98

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