Die erste Puppe ist etwas ganz Kostbares, das nicht nur in der Kindheit wertvolle Dienste leistet. Ein Beitrag über die Geschichte, die Funktionen und den Kauf der richtigen Puppe.
Die Suche nach der perfekten ersten Puppe
Du und ich, und noch viele andere wurden mit einem Kindheitsbegleiter groß. Ein Großteil erinnert sich noch an den Namen der Puppe oder des Kuscheltiers und viele hüten ihren damaligen Lieblingsgefährten noch heute wie einen Schatz.
Gäbe es eine Checkliste für Babys Must-have Spielzeug, würde die Puppe neben dem Kuscheltier wohl ganz oben stehen. Aber auch ohne Liste wirst du dich womöglich ganz intuitiv auf die Suche nach der perfekten Puppe für dein Baby, Paten- oder Enkelkind machen. Denn du weißt: mit einer Puppe schenkst du mehr als nur ein Spielzeug. Du schenkst einen Freund, einen Trostspender und einen Weggefährten fürs Leben.
Um die Bedeutung von Puppen für unsere Gesellschaft ein bisschen besser zu verstehen, schauen wir uns kurz die Geschichte der Puppe an. Und die ist wirklich spannend!
Die Geschichte der Puppe
Puppen gibt es seit vielen tausenden Jahren. Jedoch erfüllte die Puppe in der Jungsteinzeit noch ganz andere Funktionen als die klassische Babypuppe heute. Statt zum Spielen diente die damalige Puppe aus Knochen und Stein religiösen Zwecken, wie wir es heute noch aus der Vodoo-Tradition kennen.
Anfang des 19. Jahrhunderts traten dann hübsche, aufwendig von Hand gefertigte Puppen mit Porzellangesichtern und edler Kleidung auf den Markt. Spielen war erlaubt, jedoch nur unter strenger Aufsicht der Eltern, schließlich konnte nicht jede Familie sich eine der teuren Porzellanpuppen leisten. Die Funktion der Porzellanpuppe war es, kleine Mädchen auf ihre spätere Rolle als perfekte Ehe- und Hausfrau vorzubereiten.
Erst Mitte des 19. Jahrhunderts, das vielen als Biedermeier ein Begriff ist, wurde die Puppe zu dem, was sie heute ist: ein Spielzeug, ein treuer Weggefährte und eine Projektionsfläche für die eigene Innenwelt. Das Verständnis für Kindheit wurde grundlegend neu definiert: ab sofort dürfen Kinder auch Kinder sein und so spielen wie es der naturgegebene kindliche Spieltrieb verlangt.
Neben den edlen, zerbrechlichen Porzellanpuppen, ruft Käthe Kruse eine weiche Spielpuppe ins Leben, die sich schnell zum Prototypen für die heutige Waldorfpuppe entwickelt. Eine Puppe also mit einem neutralen Gesichtsausdruck, die es der Fantasie der Kinder überlässt, ob diese daraus eine lächelnde oder weinende Stoffpuppe machen.
Noch eine einschneidende Entwicklung in der Puppengeschichte soll hier erwähnt werden: die Erfindung der Barbie-Puppe etwa hundert Jahre später. Mit Barbie und Ken treten für jede Familie erschwingliche Plastikpuppen auf den Markt, die ganz anders als Käthe Kruses Waldorfpuppen Schönheitsideale und stereotype Bilder von Mann und Frau verkörpern.
Und heute? Heutzutage gibt es alles: hochwertige Stoffpuppen und Öko Puppen, Häkel- und Strickpuppen sowie ein unermesslich großes Sammelsurium an Kunststoffpuppen.
Ja, liebe Mama, liebe Patentante oder Oma, da wird die Suche nach der perfekten ersten Babypuppe tatsächlich nicht einfach werden.
Also doch lieber ein anderes Spielzeug?
Nein, mit einer Puppe entscheidest du dich bestimmt für das richtige Geschenk. Schauen wir uns einmal die Funktionen an, die eine Puppe Tag für Tag, Nacht für Nacht erfüllt und dies über viele Jahre. Schnell wirst du dich in deiner Kaufabsicht bestätigt fühlen und fröhlich weiter recherchieren.
Puppen sind der „Schlüssel zu Identität und Menschwerdung“, behauptet Insa Fooken, Entwicklungspsychologin und Autorin von Puppen – heimliche Menschenflüsterer. Indem sie zwischen der Innenwelt des Kindes und seiner Außenwelt vermitteln, tragen sie einen entscheidenden Teil zur Identitätsfindung bei.
Warum dies so ist erfährst du, wenn du weiterliest.
Die Funktionen einer Puppe
„Ein kleines Mädchen erwartet keine Liebeserklärungen von seiner Puppe; es liebt sie, und damit gut. So sollte jede Liebe sein.“ (Remy de Gourmont)
Manchmal ist es Liebe auf den ersten Blick. Dann wieder dauert es Jahre, bis die Puppe tatsächlich den Platz einnimmt, der für sie angedacht war. Wenn sie aber erst einmal das Herz deines Schützlings erobert hat, wird sie aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken sein.
Die beste Einschlafhilfe
Im Schlaf verarbeiten Babys und kleine Kinder den Alltag. Puppen helfen ihnen den Übergang von einem ereignisreichen Tag in die Nacht zu meistern. Sie wachen über den Schlaf, halten Böses von dem/der Schlafenden fern und schenken damit Sicherheit. Puppen sind häufig Teil des Abendrituals, das sanft in den Schlaf begleitet.
Der beste Trostspender
Bei kleinen und größeren Unfällen, bei Krankheit oder nach einem anstrengenden Tag beruhigen Puppen und spenden Trost.
Sicherheit bei Veränderungen
Veränderungen wie Ausflüge, Reisen, die erste Übernachtung bei der Oma, ein Arztbesuch und auch die Einschulung stellen große Herausforderungen für Babys und Kinder dar. Puppen sind liebgewonnene Vertraute, die Schutz und Sicherheit bieten.
Verarbeiten von Erlebten
In Rollenspielen verarbeiten Kinder Erlebtes. Häufig übernimmt die Puppe im Spiel die Rolle des Kindes. Durch Beobachtung lernen die Eltern viel über den Gemütszustand ihres Kindes.
Regeln leichter lernen
Kinder spielen gerne mit ihrer Puppe erlernte Regeln und Verhaltensweisen nach. Dadurch prägen sich diese besser ein und werden im Alltag schneller befolgt.
Spielpartner für Fantasiespiele
Kaffeetrinken und Doktorspiele mit der Lieblingspuppe lassen das Kind eintauchen in ganz individuelle Spielwelten, in denen es sich selbst genügt.
Fürsorge erlernen mit der Lieblingspuppe
Eine geliebte Puppe will auch gepflegt, gewickelt, umgezogen und bekocht werden, genauso wie Mama dies für ihr Kind macht. Durch das liebevolle Umsorgen, lernen sie, was es bedeutet, sich um jemanden zu kümmern.
Puppen sind imaginäre Gesprächspartner
Im Dialog mit der Puppe lernen Kinder ihre Gefühle und Wünsche zu äußern.
Ja, eine Puppe kann so vieles. Im Spiel wird sie zum Leben erweckt. Sie spricht und handelt wie ein Mensch, lacht und weint, kann Geheimnisse bewahren und weiß auf Alles eine Antwort. Für den Außenstehenden wird die Puppe schnell zum Spiegelbild des Kindes und dient damit als Schlüssel zum Unbewussten, zu dessen Bedürfnissen, Gefühlen und Wünschen.
Die richtige Puppe für jedes Alter
Nachdem wir nun etwas über die Geschichte der Puppe und deren Funktionen erfahren haben, kehren wir zurück zur Frage der Kaufkriterien. Wie finde ich die richtige Puppe? Welche Puppe ist für welches Alter passend?
Die Erstlingspuppe
Babys kleine Hände greifen am liebsten nach dünnen Greifarmen von Kuscheltieren, nach einem weichen Schmusetuch oder einer kleinen Zipfelmütze. Eine gute Erstlingspuppe sollte folgende Kriterien erfüllen:
- Sie sollte klein und besonders weich sein.
- Es dürfen sich verschluckbaren Kleinteile oder harten Bestandteile an der Puppe befinden, die zu Erstickungsgefahr oder Verletzungen führen können.
- Die Mimik der Puppe ist noch nicht wichtig, es reicht, wenn Nase, Mund und Augen aufgemalt oder aufgestickt sind.
- Eine Stoffpuppe aus Bio-Materialien ist einer Kunststoffpuppe vorzuziehen, schließlich entdecken Babys mit Händen und Mund die Welt.
Schmusepuppen für 1,5-3 Jahre
Auch bei etwas größeren Kinder liegt man bei einer hochwertigen Stoffpuppe immer goldrichtig. In diesem Alter nehmen die Kleinen ihre Umwelt schon viel bewusster war, sodass die Puppe ruhig sehr menschliche Züge haben darf.
- Auch hier ist es wichtig, auf schadstofffreie Bio-Materialien zu achten. Nach wie vor wird viel in den Mund gesteckt und bei Plastikpuppen werden regelmäßig Schadstoffe nachgewiesen.
- Es genügt eine Puppe ohne viele Extras, ohne Glitzer und Geräusche. Denn damit lässt man der kindlichen Fantasie am meisten Raum.
Gliederpuppen und Babypuppen ab 3 Jahre
Mit 3 Jahren sind Kinder bereits sehr geschickt im Umgang mit ihrer Außenwelt. Puppen mit langem Haar und/oder abnehmbarer Kleidung sind nun die beste Wahl.
- Da Schadstoffe nicht nur über den Mund in den kindlichen Körper gelangen, geht meine Empfehlung nach wie vor in Richtung Stoffpuppen.
- Mädchen lieben Frisierpuppen mit langem Haar und hübschen Kleidern. Jungs (Vorsicht, nicht alle!) bevorzugen häufig Puppen, die Fantasiewesen, Polizisten, Piraten und ähnliche Charaktere darstellen, die sie aus Büchern oder ihrem Alltag kennen.
Und zur häufig gestellten Fragen Wie lange nutzen Kinder Puppen?, lässt sich nur sagen, dass dies individuell ganz verschieden ist. Die meisten kleinen Kinder verlieren ihr Herz erst mit 2 oder 3 Jahren an eine Puppe. Andere finden ihre erste Puppe in der Schultüte und wollen künftig nicht mehr ohne sie sein. Die ersten 5-6 Lebensjahre kannst du also mit einer Puppe als Geschenk nicht viel falsch machen.
Wie erkenne ich eine hochwertige Puppe?
Zu guter Letzt noch ein paar Empfehlungen für den Kauf der ersten Puppe für deinen Schützling:
- Achte auf schadstofffreie Babypuppen ohne Weichmacher.
- Bio-Baumwolle ist ein robustes Material, das zudem schön weich ist und sich in der Maschine waschen lässt.
- Denk daran, dass Puppen mit Schafwollfüllung von Hand gewaschen werden müssen.
- Achte auf die CE-Kennzeichnung und informiere dich über den Ursprung der Puppe, denn nur so kannst du sichergehen, dass es sich um eine Qualitätspuppe handelt.