Gerade sitze ich vor 5 Musterpackungen an Nahrungsergänzungsmitteln und überlege, ob ich sie direkt in den Mülleimer befördern soll oder ob sie mir doch noch irgendwie dienlich sein könnten. Warum und wieviel Folsäure, Vitamin D, Jod und B12 braucht man während der Schwangerschaft?
Glückwunsch zur Schwangerschaft
Der erste Termin beim Frauenarzt nach dem Ausbleiben der Monatsblutung steht an. Mit dem positiven Testergebnis gibt es dann in den meisten Fällen gleich eine Tasche mit allerhand Produktprodukten und Flyern als Präsent. Femibion, Vitaverlan … viele bunte Tabletten, die eigens dafür entwickelt wurden, Mama eine angenehme Schwangerschaft und Baby eine bestmögliche Entwicklung zu ermöglichen.
Danke Pharmaindustrie, dass du so sehr an meinem und dem Wohlbefinden meines ungeborenen Babys interessiert bist! Und dabei hatte ich doch gar nicht um die Aufforstung meines Pillenvorrats gebeten, ganz im Gegenteil. Grundsätzlich bin ich nämlich der Überzeugung, dass eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und viel frische Luft ausreichen müssten, um eine gute Basis für eine wunschgemäße Entwicklung meines Babys zu schaffen.
Gleichzeitig bin ich aber auch kein Freund von unserer gegenwärtigen Wegwerfgesellschaft. Also möchte ich jedem Präparat bzw. Nahrungsergänzungsmittel zumindest ein paar Minuten an Zeit widmen, bevor ich entscheide, was damit geschehen soll. Als Laie picke ich mir hierzu die 4 Vitamine und Mineralstoffe heraus, die in sämtlichen Präparaten vorhanden sind, um zu sehen, ob diese in ausreichender Form vorhanden sind: Folsäure, Vitamin B12, Vitamin D3, Jod.
Folsäure oder auch Vitamin B Folat
Folsäure ist ein Vitamin, dessen Einnahme bereits mit beginnendem Kinderwunsch empfohlen wird. Denn in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft besteht das Risiko eines „offenen Rückens“, dem sog. Neuralrohrdefekt. Eine ausreichende Folio-Versorgung (ab Kinderwunsch bis zum Ende von SSW 12 werden hier 800 µg Folsäure, ab SSW 13 bis zum Ende der Stillzeit werden 400 µg Folsäure täglich empfohlen) ist hier die wohl beste Vorsorge. Folsäure fördert zudem eine gesunde Entwicklung des Nervensystems, des Rückenmarks und den Gehirns. Auch fürs Zellwachstum ist Folio wichtig.
Über ausreichend grünes Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und Obst kann der Körper schon einmal einen guten Vorrat an Folsäure anlegen. Jedoch ist hier insbesondere darauf zu achten, folsäurehaltige Lebensmittel möglichst frisch zu konsumieren und beim Kochen auf schonende Gartechniken zu achten, denn der Vitamingehalt verflüchtigt sich bei zu starkem Erhitzen oder zu langer Lagerung recht schnell.
Da ich keine Ernährungsexpertin bin und beim Kochen sicherlich einiges falsch mache, macht für mich persönlich eine tägliche Folsäure-Ergänzung in Form von Tabletten Sinn. Wirklich wichtig scheint Folsäure vor allem in den ersten 12 Wochen zu sein und soweit ich mich erinnern kann, hatte ich mit Geburt von Miguel ganz aufgehört, Folio einzunehmen. Wie lange man Folsäure als Nahrungsmittelergänzung zu sich nimmt, würde ich nicht nur von allgemeinen Empfehlungen abhängig machen, sondern vielmehr davon, ob man das Gefühl hat, dass sie einem körperlich gut tun. Da die meisten Folsäure-Tabletten in Verbindung mit Jod kommen, sollten insbesondere Frauen mit Schilddrüsenproblemen Rücksprache mit ihrem Arzt halten.
Jod
Jod benötigt unser Körper in erster Linie für den Aufbau der Schilddrüsenhormone. Die Schilddrüse wiederum trägt entscheidend zu einer gesunden Entwicklung von Organen, dem Nervensystem, unserem Gehirns, von Muskeln und Knochen bei.
Das Ungeborene beginnt selbst bereits um SSW 12 herum, eigene Schilddrüsenhormone zu entwickeln, weshalb auf eine ausreichende Jod-Versorgung der Mutter zu achten ist. Auch hier sollte man jedoch wieder vorsichtig sein, wenn man aufgrund von Schilddrüsenfehlfunktionen die Jodzufuhr regulieren muss.
Jod lässt sich auf natürliche Weise über diverse Lebensmittel aufnehmen, darunter ganz klassisch jodiertes Speisesalz, Meeresfisch sowie Milch und Milchprodukte. Während der Schwangerschaft werden als Nahrungsmittelergänzung zusätzlich 100-150 µg Jodid empfohlen. Die meisten Präparate aus meiner Mustertasche weisen genau diesen Jodgehalt pro Tablette auf und orientieren sich somit an den allgemeinen Empfehlungen.
Eine schöne natürliche Alternative für die Jodzufuhr ist jodhaltiges Wasser. Bei uns ganz in der Nähe gibt es beispielsweise mit der St. Leonhardsquelle einen Anbieter von Trinkwasser, der natürliches Quellwasser mit Jodsole durchsetzt anbietet. Ein echter Geheimtipp, über den ich im örtlichen Geburtshaus erfahren habe.
Vitamin D3
Unsere Vitamin D3-Versorgung haben wir in erster Linie der Sonne zu verdanken. Insbesondere unsere Zellen, unsere Knochen und Muskeln, aber auch unser Immunsystem brauchen das sog. Sonnenvitamin.
In den warmen Monaten, solange wir häufig an der frischen Luft sind und Sonnencremes nicht im Übermaß angewandt wird, ist unsere D3-Versorgung meist gesichert. In den Wintermonaten hingegen kann hier schnell ein Mangel auftreten. Dies ist mitunter der Grund dafür, dass für Winterbabys anfangs eine zusätzliche D3-Zufuhr empfohlen wird.
Um Schwangerschaftskomplikationen vorzubeugen, sollte auf ausreichend Vitamin D3 im Körper geachtet werdet. Die meisten Ergänzungsmittel beinhalten 5 µg Vitamin D, was der empfohlenen Tagesdosis zu entsprechen scheint.
Auch über Lebensmittel lässt sich Vitamin D aufnehmen. Allerdings sind dies größtenteils Lebensmittel tierischen Ursprungs, wie Eier, Fisch, Leber oder Käse. Für Vegetarier und Veganer werden beispielsweise Champignons und Avocados als natürliche Vitamin D-Lieferanten empfohlen.
Als Vegetarierin schadet mir eine Vigantolette pro Tag also vermutlich nicht, denn auch wenn ich Eier und Käse in Maßen esse und gerne im Freien bin, so bin ich mir doch nicht sicher, ob mein Vitamin D3 vollends gedeckt ist.
Vitamin B12
Also letztes ein kurzer Blick auf das in jedem Präparat vorkommende Vitamin B12. Vitamin B12 wird dem Körper hauptsächlich über Fleischprodukte zugeführt. Daher sollten besonders Vegetarier und Veganer auf eine ausreichende Versorgung mit dem wichtigen Vitamin, das für das Nervensystem, die Blutbildung, den Stoffwechsel und das Immunsystem benötigt wird, achten.
Schenkt man entsprechenden Studien Glauben, kann sich ein Vitamin B12-Mangel der Mutter negativ auf das Schlafverhalten des Neugeborenen auswirken. Auch wurde ein verstärktes Schreiverhalten der Babys festgestellt, was mit einer noch nicht vollständigen Entwicklung des kindlichen Nervensystems zum Zeitpunkt der Geburt erklärt wird.
Als Tagesdosis werden übrigens 3 µg B12 empfohlen. Den Tagesbedarf auf natürliche Weise zu decken gestaltet sich für Veganer recht schwierig. Wenn Vegetarier über Milch-, Milchprodukte und Eier zu dem wichtigen Vitamin kommen, so bleiben für Veganer kaum Optionen und sie sind meist auf Nahrungsergänzungsmittel angewiesen.
Mein Fazit
In den meisten Muster-Präparaten ist noch eine lange Liste an weiteren Vitaminen und Mineralstoffen aufgeführt. Darauf möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingehen, denn für mich ist klar, dass ich neben den klassischen Vigantoletten und Folio, das mir meine Frauenärztin ganz zu Beginn meiner Schwangerschaft verschrieben hatte, keine zusätzlichen Vitamine brauche. Auch macht es keinen Sinn, Tabletten verschiedener Hersteller zu mischen. In meinem Fall also landen die Pillen ungenutzt in der Mülltonne.
Ich will damit allerdings keinesfalls behaupten, dass das eine oder andere Präparat schlecht sei. Das kann ich auch gar nicht. Ganz im Gegenteil. Ich kenne viele Mütter, die sich erst an verschiedene Nahrungsergänzungsmittel herantasten mussten, weil ihnen so manches nicht gut bekam. Gerade dann, wenn man sich nach der Einnahme einer Tablette unwohl fühlt macht es Sinn alternative Produkte zu testen.
Daher meine bescheidene Empfehlung: beobachtet euch nach der Einnahme eines Präparates. Wird euch schwindelig, bekommt ihr Durchfall oder Verstopfung? Euer Körper kann euch, ungeachtet aller Bluttests, am allerbesten sagen, was gut für euch ist und was nicht.