Tamara Beck, Trageberaterin und Autorin von Nestwärme , hat einen wunderschönen Gastbeitrag über die Bedeutung des Tragens für Mama und Baby geschrieben. Spätestens wenn ihr diesen Beitrag gelesen habt, werdet ihr euch auf die Suche nach einer passenden Tragehilfe machen 😉
Das Tragen als Grundpfeiler einer bindungsorientierten Elternschaft
Ein Kind zu tragen ist das Schönste. Schon im Bauch. Zu erleben, wie es wächst, die ersten Bewegungen zu spüren – erst zart, dann immer deutlicher. Unbeschreiblich. Schon jetzt entsteht sie: die wunderbare Bindung zwischen Mutter und Kind, die auch das Durchschneiden der Nabelschnur nicht zu trennen vermag.
Menschenbabys sind physiologische Frühgeburten. Im Moment ihrer Geburt sind sie schwach und hilflos, angewiesen darauf, dass sie jemand wärmt, nährt und… trägt. Liebt. Nur dann können sie wachsen und gedeihen. Die ersten Monate möchte der Säugling in Symbiose mit seinen Eltern verbringen. Er braucht Zeit, um sich an das Leben außerhalb des Bauchs zu gewöhnen. Alles ist neu. Das Atmen, das Licht, die Verdauung, die in Gang kommt, die vielen Eindrücke, Gerüche, Menschen, einfach alles.
Der Säugling möchte alles im Schutze seiner Eltern erleben, möchte ganz nah an der Brust sein, um trinken zu können, wenn Hunger oder Durst ihn quälen. Möchte den Atem und Puls eines Menschen spüren wenn er schläft, genießt das ihm so vertraute Schaukeln, wenn sich jemand mit ihm bewegt.
Das Menschenbaby ist ein Tragling. Laufen kann es nicht. Es möchte nicht ständig nur da liegen, da es die Nähe und Wärme seiner Bezugspersonen braucht. Was ist naheliegender, bequemer und praktischer als das Baby in einem Tuch oder einer Tragehilfe immer nah bei sich zu haben während die Hände frei bleiben für andere Tätigkeiten? Erst vor dem Bauch, später auf dem Rücken. Derweil kann Mama oder Papa in Ruhe einkaufen, dem Haushalt nachgehen, Geschwisterkinder versorgen oder spazieren gehen. Auch über Stock und Stein, über Bäche und Schneefelder. Gemeinsam die Welt entdecken.
Das Baby wird nicht nur bewegt, es bewegt sich instinktiv mit. Denn, um genau zu sein, ist der Mensch ein aktiver Tragling. Von selber nimmt es die korrekte Anhock-Spreiz-Haltung an, wenn es hochgenommen wird. Das Tragen stimuliert die Sinne des Babys. Auf Augenhöhe hat es Kontakt mit dem Tragenden und der Umwelt, erlebt den Alltag aus derselben Perspektive mit. Ein getragenes Baby ist zufriedener, weint weniger. Das Tragen übt leichten Druck auf den Bauch aus und sorgt so für weniger Bauchschmerzen. Das Tragen schützt das Baby vor Überreizung. Wird es müde, wendet es den Blick ab und schläft mit dem leichten Schaukeln der Bewegungen des Tragenden mühelos ein. Es fehlt ihm an nichts.
Das Tragen setzt die enge Bindung fort, die bereits im Bauch der Mutter entsteht. Eine Bindung, die es auch zum Vater oder zu einer anderen Bezugsperson, die es trägt, eingehen kann. Wie beruhigend ist es für den Tragenden, das Baby sicher vor der Brust zu wissen. Seine Bewegungen zu spüren, seinen Atem. Zu merken, wann es müde oder hungrig wird – lange bevor das Baby sich durch Weinen mitteilen muss. Win-win für beide.
Das Baby wird älter, entdeckt die Welt bald auch vom Boden aus. Es lernt, sich zu drehen, zu greifen, sich fortzubewegen. Eine aufregende Zeit – für alle. Lernen, Aufregung – das alles macht auch müde. Wie schön, kann sich das Baby zwischendurch im Tragetuch oder in der Trage bei seiner Bezugsperson entspannen, erholen, schlafen und wieder Kraft tanken für neue Abenteuer. Die Stunden des Getragenseins werden seltener, aber nicht weniger genossen. Die Zähne brechen durch, eine Erkältung plagt, da wünscht man sich wieder intensive Nähe.
Aber früher oder später erfolgt der erste Schritt, erst zögerlich, noch Halt suchend, wackelnd, bald frei und sicher. Das Baby wird groß und geht seinen Weg – ins Leben getragen durch die wundervolle Bindung, die es erleben durfte – erst im Bauch, dann vor dem Bauch, auf dem Rücken und schließlich an der Hand. Gestärkt von Liebe und Nähe, gewappnet für alles, was da kommen möge.
Tamara Beck ist Trageberaterin, Windelfrei-Coach und selbst Mutter von drei Kindern. Als Expertin einer bindungsorientierten Elternschaft bloggt Tamara unter Nestwärme regelmäßig rund ums Stillen, Tragen und Familienbett.