Giftige Babykleidung, darf das denn in der EU überhaupt auf den Markt gebracht werden? Nein, natürlich gibt es hier Vorgaben, um den Schutz von Neugeborenen und Babys zu gewährleisten. Und doch ist die Anzahl schadstoffbelasteter Baby- und Kinderkleidung erschreckend hoch. Studien dazu gibt es zur Genüge (z.B. Detox Kampagne von Greenpeace).

Grenzwerte JA, ausreichende Kontrollen NEIN

Wie das sein kann? Ganz einfach. Sämtliche Verbote hinsichtlich der Verwendung giftiger Chemikalien sowie Grenzwerte, die einzuhalten zu sind, gelten für die Textilindustrie im EU-Raum, nicht aber für Warenimporte aus Asien und dem Rest der Welt.

Es wäre also falsch darauf zu vertrauen, dass Textilien, die hierzulande angeboten werden, per se schadstofffrei seien. Umso wichtiger ist es, insbesondere beim Kauf von Babykleidung ein kritisches Konsumverhalten an den Tag zu legen. Erfahrt, wie ihr euer Baby vor giftiger Kleidung schützen könnt.

Bunt, witzig, günstig | Die Gefahr „babygerechter“ Textilien

Ihr erinnert euch an die Worte von Hebamme und Ernährungsexpertin Nicola Herrmann, die dringend davon abrät, Lebensmittel zu kaufen, die als besonders kindgerecht deklariert werden? „Kauft keine Produkte, auf denen es heißt, sie seien für Kinder geeignet!“ (Zucker in Kinderlebensmitteln). Klingt paradox, oder? Tatsächlich steckt in genau diesen Produkten der größte Anteil an Zucker; darum schmecken sie auch so gut.

Ähnlich ist dies mit der Kleidung. Hier ist es nicht die Verpackung, die mit Biene Maya, der Eisprinzessin oder McQueen lockt. Es ist die farbenfrohe Kleidung selbst, die fröhlich bedruckt mit Walt Disney Motiven zum Kauf lockt. Das Motiv spricht an, die Farbe ist schön kräftig und der Preis ist einfach unschlagbar. Wer gerät hier nicht in Versuchung?

Aber aufgepasst, es könnte sein, dass die Freude nicht allzu lange währt, dafür sorgt der hinter Farben und Applikationen lauernde Chemie-Cocktail, ohne den Body und Strampler höchstwahrscheinlich weniger brillant, die Aufdrucke weniger farbenfroh geworden wären.

Schädliche Farbstoffe

Bunt ist nicht automatisch schädlich fürs Baby. Bunt ist nur dann schädlich, wenn Dispersionsfarben und/oder Azofarben in der Textilproduktion Anwendung finden.

Dispersionsfarben

Bei Dispersionsfarben handelt es sich um chemische Färbemittel, die meist in Verbindung mit Kunstfasern zum Einsatz kommen. Schwitzt euer Baby, lösen sich Teile des Farbstoffes und legen sich auf die sensible Haut.

Azofarben

Azofarben sind hierzulande längst verboten. Da jedoch, v.a. im asiatischen Raum, Azofarben den größten Anteil an chemischen Farbstoffen einnehmen, gelangen über China-Importe regelmäßig giftige Textilien in die Regale unserer Kaufhäuser. Denn gerade bei Massen-Einfuhren ist es unmöglich, jede Charge stichprobenartig auf schädliche Chemikalien zu testen. Wie bei den Dispersionsfarben, lauert die Gefahr von Azofarben bei Kontakt mit Schweiß. Bakterien reagieren mit bestimmten Substanzen der Färbemittel und es entstehen Amine, die wiederum Gesundheitsrisiken für den Menschen darstellen.

Vertrauenswürdige Qualitätssiegel schützen vor gesundheitsgefährdenden Fehlkäufen. Dazu später mehr.

Applikationen und Aufdrucke

Nicht nur die Miniaturgröße von Babykleidung macht diese so zuckersüß. Oftmals sind es die schönen Aufdrucke, die einem schon von weiten entgegenlachen. Umso auffälliger und bunter, desto mehr erregen sie unsere Aufmerksamkeit. Aber Vorsicht, auch und vor allem hier lauern Gefahren!

Gummierte Aufdrucke

Um ein witziges Motiv, wie die Eisprinzessin oder Mickey Mouse auf einen Babybody zu drucken, braucht es ein spezielles Verfahren. Dabei gibt es ganz verschiedene Techniken des Textildrucks. Besonders häufig werden die fröhlichen Bilder mithilfe des Siebdrucks auf die Kleidung gebracht.

Um mit möglichst vielen Farben arbeiten zu können, greifen die meisten Hersteller von Billigprodukten auf PVC-basierte Plastisolfarben zurück. Damit die daraus entstehenden gummiartigen Applikationen schön geschmeidig bleiben, werden häufig chemische Weichmacher (z.B. Phthalate) hinzugesetzt.

Achtet insbesondere beim Kauf von Regenbekleidung für eure Kleinsten auf den Hinweis „frei von Weichmachern/Phthalaten“. Und was Bodys und Strampler mit gummierten Aufdrucken angeht, davon haltet ihr euch und eure Babys am besten fern.

Wasserbasierte Aufdrucke

Gut für Umwelt und Baby und einfach natürlich schön sind wasserbasierende Farben, die ebenfalls mithilfe des Siebdrucks auf die Kleidung aufgebracht werden. Die Druckergebnisse sind hier weniger brillant, dafür scheinen sie mit dem Stoff eine Einheit zu bilden. Ganz ohne chemische Weichmacher fühlen sich die Drucke natürlich weich an und es geht keine Gefahr für die zarte Babyhaut aus.

Meine Empfehlung: geht einfach einmal durch ein paar Geschäfte und seht euch verschiedene Drucke an. Vergleicht Bio-Labels mit konventionellen Marken! Schnell werdet ihr den Unterschied erkennen.

Hinweise auf Etiketten

Beim Chemikalien Schnelltest (etwas weiter unten im Text) empfehle ich euch, auf die Etiketten zu achten. Achtet unbedingt auf Hinweise wie „bügelfrei“, „knitterfrei“, „schmutzabweisend“, „wasserfest“, „leicht waschbar“, „separat waschen“ und „Farbe blutet aus“.

Die ersten fünf Hinweise deuten klar auf den Einsatz von chemischen Ausrüstungen hin. Denn gute Naturfasern sind niemals bügel- oder knitterfrei. Ein „separat waschen“ oder „Farbe blutet aus“ hingegen bedeutet, dass der Farbstoff lockerer mit dem Gewebe des Stoffes verbunden ist und er bei Reibung und Schwitzen leichter auf die Haut gelangt.

Praktische Einkauf-Tipps für Eltern | Babykleidung ohne Giftstoffe

Ihr werdet weder Body noch Strampler ansehen, ob bzw. inwieweit bei der Herstellung gesundheitsgefährdende Chemikalien eingesetzt wurden. Aber eure Sinne werden euch zumindest verraten, wovon ihr direkt die Finger lassen solltet.

Der Chemikalien Schnelltest

Oftmals braucht es ein wenig Hintergrundwissen, um beim Kauf von Babykleidung den Unterschied zwischen guter und schlechter Qualität erkennen zu können. Manchmal jedoch genügt es, auf die eigenen Sinne zu vertrauen. Der Gift-Schnelltest verrät euch, was Auge, Nase und Tastsinn über die Qualität von Babykleidung verraten.

Nehmt dazu das Kleidungsstück eurer Wahl in die Hand und prüft die Qualität mithilfe folgender drei Schnelltests:

  1. Riecht an dem Kleidungsstück! Steigt euch ein stark chemisch, künstlicher Geruch in die Nase, legt den Body oder Strampler zurück ins Regal. Gute, gesunde Babykleidung riecht nicht unangenehm!
  2. Lasst den Stoff durch die Hände gleiten! Spürt ihr künstliche gummiartige Etiketten oder Aufdrucke, legt die Kleidung zurück ins Regal! Gute, ökologische Aufdrucke fühlen sich natürlich an und weisen keine gummiartige Oberfläche auf.
  3. Lest das Etikett! Stehen dort Informationen wie separat waschen oder bügelfrei, legt das Kleidungsstück zurück ins Regal. Dies sind klare Hinweise auf lösliche Farbstoffe und chemische Ausrüstungen, die während der Fertigung zum Einsatz gekommen sind.

Führt euer Chemikalien Schnelltest zu keinem eindeutigen Ergebnis, dann lest unbedingt weiter und erfahrt, was euch Siegel über die Qualität von Babykleidung verraten und worauf ihr beim Kauf noch achten solltet.

Chemikalientest_So schützt du dein Baby vor giftiger Babykleidung

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Qualitätssiegel

Auf dem Markt gibt es allerhand Qualitätssiegel. Da gibt es solche, die von unabhängigen Organisationen ins Leben gerufen wurden uns solche, die in der Marketingabteilung namhafter Modemarken entstanden sind. Bei Letzteren solltet ihr euch den Sustainability Report oder ähnliches Infomaterial des jeweiligen Unternehmens ansehen, um zu verstehen, was sich hinter den entsprechenden Siegeln verbirgt.

An dieser Stellen seien lediglich drei Siegel erwähnt, denen ihr beim Kleiderkauf am häufigsten begegnen werdet.

Öko-Tex Standard 100

Der Klassiker unter den Textilstandards, dem ihr mit Sicherheit schon des Öfteren begegnet seid, ist der Öko-Tex Standard 100. Kleidungsstücke die ein Etikett mit der Aufschrift „Textiles Vertrauen“ tragen, wurden auf den Einsatz gesundheitsgefährdender Stoffe sowie auf die Einhaltung von Grenzwerten als Rückstände auf dem Produkt überprüft.

Der Öko-Tex Standard 100 schenkt Vertrauen und dies obwohl Kritiker die verhältnismäßig niedrigen Anforderungen an die Schadstofffreiheit von Kleidung bemängeln.

IVN Best Siegel

Laut Greenpeace handelt es sich beim IVN Best um das strengste Siegel auf dem Markt. Der Standard des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) verbietet alle schädlichen Chemikalien, vom Anbau der Fasern bis hin zum Endprodukt. Wichtig zu wissen ist außerdem, dass beim IVN nur reine Naturfasern zugelassen sind und in der gesamten Produktionskette auf die Einhaltung strenger Sozialstandards geachtet wird.

GOTS-Siegel

Ein sehr umfassendes Regelwerk liegt auch dem Global Organic Textil Standard (GOTS) zugrunde. Wie beim IVN werden alle für den Menschen gefährlichen Chemikalien bei der Textilherstellung verboten. Lediglich was die Restbestände an Chemikalien im Endprodukt angeht, so kritisiert Greenpeace, stehe GOTS hinter dem IVN. Auch dürfen den Textilien bis zu einem bestimmten Maße Kunstfasern beigefügt werden, die nicht biologisch abbaubar sind. Dies birgt jedoch in erster Linie Gefahren für die Umwelt, weniger für den Konsumenten.

Informationen zu weiteren wichtigen Textil-Labels findet ihr in der Labelschule von It fits.

Der Einkaufsort

Für Discounter oder Läden, die bekannte Fast-Fashion Marken vertreiben, haben Gesundheit und Wohlgefühl nicht oberste Priorität. Hier kann es euch sogar passieren, dass ihr bereits beim Betreten des Geschäftes einen deutlichen Geruch nach Chemie wahrnehmt.

Gesunde und schadstofffreie Babykleidung werdet ihr dort nicht finden.  Auch der Einkaufsort sollte also auf der Suche nach gesunder Kleidung mit Bedacht gewählt werden.

Die Preise

Schleuder- oder Wegwerfpreise, wofür beispielsweise Primark bekannt ist, können kein Indiz für gesunde und faire Kleidung sein. Denn hochwertige Naturfasern, unbedenkliche Farbstoffe und ökologische Aufdrucke sind kostenintensiv. Kommen fairen, menschenwürdige Arbeitsbedingungen hinzu, ist „billig“ = „gesund & fair“ eine Gleichung, die schlichtweg nicht aufgeben kann.

Gesundheitsgefahren von Schadstoffen in Babykleidung für dein Baby

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