Ja, es kann passieren, dass man schwanger wird, trotz aller Sicherheitsvorkehrungen. Doula und Family Care Nurse Mika erzählt euch die Geschichte eines Paares, das durch einen Unfall zu einer Familie wurde.
Launen der Natur
Das ist die Geschichte eines tollen Paares, dass ich erst kürzlich bei der Geburt ihres zweiten Kindes begleiten durfte. Ich kannte sie schon vorher, wir waren lose Bekannte.
Das Besondere an den Beiden war, dass sie seit Jahren eine Fernbeziehung führten, es für sie so passte und Kinder, zumindest für ihn kein Thema waren. Ne, er war sich sicher, nie nicht Vater werden zu wollen.
Und dann passierte es doch. Im Urlaub eine Magen-Darm-Geschichte und als Erinnerung gab es eine Schwangerschaft oben drauf. Nun standen schon genug Punkte auf dem Programm: Zusammen wohnen, wie wird das? Bisher war es doch gut, wie es war. Jeder hatte seinen Freiraum. Gemeinsame Wohnung suchen? In Zeiten der Verknappung in Ballungsräumen eigentlich unmöglich was Bezahlbares zu finden. Wer bringt welche Möbel mit in die Wohnung? Dauernd aufeinander sitzen?! Etliches musste neu erfunden werden und zu allem Überfluss dann noch eine Diagnose beim Ultraschall: Das Baby hat eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte.
Ein Schock für die werdenden Eltern war das. Zumal der werdende Papa ja schon nicht ganz glücklich war überhaupt Papa zu werden, dann auch noch nicht mal das bisschen Glück, ein „normales“ Kind zu bekommen.
Bei den Gesprächen die wir hatten, schwankte die Stimmung zwischen Unzufriedenheit, Unsicherheit und größter Anspannung. Manchmal ging es fast schon aggressiv zu und ich dachte mir, wie soll das nur werden? Wie kann ich die Eltern gut begleiten, abholen, unterstützen?
Dann kam der Due Day! Das Baby meldete sich pünktlich am errechneten Termin an. Die Wehen gingen los. Erstaunlicherweise hat der werdende Papa sich mit allem arrangiert. Hat eingesehen, dass das Baby erst kommen muss, damit man überhaupt weiter planen kann. Ich habe mich richtig gefreut. Ich dachte mir, das wird schon. Die Beiden schaffen das.
Doch ganz so einfach war es für die Mama nicht. Sie hatte all ihre Sorgen, Ängste und Kummer für die Geburt im Gepäck. Egal was sie tat, es tat sich nichts. Naja, nicht viel. Der Muttermund ging nicht recht auf und sie hielt fest. Einfach fest daran, dass das Baby im Bauch bleibt, aus lauter Angst vor dem danach. Ich verstand sie nur zu gut. Die Geburt zog sich. Wir gingen in die Klinik. Ihr sehnlichster Wunsch war eigentlich eine Wassergeburt. Sie liebt das Wasser, surfte gerne, schwamm viel. Aber mit der Diagnose war die Angst zu groß vor allem, was kommen konnte.
Doch als sie dann in der Wanne war, ging es Schlag auf Schlag. Innerhalb von 3 Stunden war der Muttermund auf und die Geburt war fast überstanden. Der Vater, danke der Begleitung durch die Doula, war quasi fit und ausgeruht um seine Freundin auf dem letzten Stück richtig anzufeuern. Und so kam ein kleiner, zuckersüßer Bub auf die Welt. Er sah einfach zum verlieben aus und auch die Eltern haben ihn mit all ihren Ängsten vor allem was kommen sollte ins Herz geschlossen.
Doch das Happy End sollte erst noch kommen. Denn diese beiden wunderbaren Eltern haben sich allem zum Trotz für ein weiteres Kind entschieden :-). Der Vater ist ein cooler und glücklicher Vater, was er nie für möglich gehalten hat. Die Mama ist stolz und glücklich über ihre zwei wundervollen Kinder.
Die zweite Geburt war auch sehr aufregend, denn es gab wieder viele Hürden zu meistern. Aber wir haben es geschafft und das war offiziell meine letzte Begleitung. So nehme ich Abschied vom Doula-Dasein. Mit einer schönen Geschichte von einem tollen Paar, das nur zur Hälfte ein Kind wollte und jetzt glücklich ist, zwei zu haben.