SSW 35: noch 5 Wochen, dann sind wir zu viert. Heute möchte ich euch erzählen, warum wir uns für eine außerklinische Entbindung im Geburtshaus entschieden haben und wie wir darauf seit Monaten vorbereitet werden.
Unsere Entscheidung für eine außerklinische Entbindung im Geburtshaus
Bereits bei Miguel, vor nun mehr als 3 Jahren, hatten Gustavo und ich uns eine Menge Gedanken zum richtigen Geburtsort für unser erstes Baby gemacht. Klinik, Geburtshaus, Hausgeburt? Möglichkeiten gibt es so einige, doch gerade beim ersten Mal möchten viele auf Nummer Sicher gehen, schließlich weiß man noch nicht, was einen erwartet während der ersten Entbindung.
Unser lokales Geburtshaus hatte zum damaligen Zeitpunkt eher geringe Kapazitäten und wir wussten ehrlich gesagt auch zu wenig über die wertvolle Arbeit von Hebammen. Damals waren wir voll und ganz mit unserem Unternehmensaufbau beschäftigt und bemühten uns erst kurz vor Schluss um eine geeignete Wochenbettbetreuung. Unsere Auswahlkriterien des richtigen Geburtsortes waren damals zum einen die Kaiserschnittquote und zum anderen unser Gefühl, das uns beim Betreten eines Klinikums verriet, ob wir uns dort wohlfühlen würden oder nicht.
In Wasserburg am Inn fanden wir einen solchen Ort und wir sind froh über unsere damalige Entscheidung. Und doch hätte die Geburt, so glauben wir heute, noch ein Stück angenehmer verlaufen können, hätten wir schon vorab eine Beziehung zur geburtsbegleitenden Hebamme aufgebaut und hätten wir mehr Mitsprachemöglichkeiten während der Geburt gehabt.
Über die Jahre und v.a. unsere Zusammenarbeit mit ganz liebevollen Hebammen haben wir erst gelernt, die wertvolle Aufgabe einer Hebamme so richtig wertzuschätzen. Daher mussten wir dieses Mal nicht lange überlegen, wo Miguels Geschwisterchen zur Welt kommen solle: im Rosenheimer Geburtshaus.
Vorsorge und Geburtsvorbereitung im Geburtshaus
Entscheidet man sich für eine außerklinische Entbindung im Geburtshaus wird man schnell merken, wie schön eine intensive Betreuung während der Schwangerschaft sein kann. Hier in Rosenheim ist es so geregelt, dass ein- und dieselbe Hebamme einen von Beginn der Schwangerschaft, über die Entbindung bis hin ins Wochenbett begleitet.
Die regulären Vorsorgeuntersuchungen finden mal beim Gynäkologen, dann wieder direkt bei der Hebamme im Geburtshaus statt. Wie oft ihr euch dafür entscheidet, euren Frauenarzt zu besuchen und wann ihr es für wichtig erachtet, eurer Hebamme einen Besuch abzustatten entscheidet ihr hier ganz individuell und in Absprache mit dem Fachpersonal. Die meisten werden die großen Ultraschalltermine beim Gynäkologen wahrnehmen, da diese nur dort durchgeführt werden. Auch spezielle Untersuchungen, wie bsp. der Harmony-Test, der die Gene des Babys auf Chromosomenstörungen analysiert oder ähnlich prenatale Tests, werden im Geburtshaus nicht durchgeführt.
Statt ein Übermaß an Labortests setzt das Geburtshaus auf eine sehr persönliche Betreuung und Geburtsvorbereitung. Die betreuende Hebamme wird sich für jeden Termin sehr viel Zeit nehmen, sie möchte die Eltern und ihre Bedürfnisse kennenlernen und wird alles dafür tun, um diesen gerecht zu werden. Sie weiß für jedes Wehwehchen ein homöopathisches bzw. natürliches Heilmittel, sie geht auf die Psyche und den physischen Zustand der Schwangeren ein und ihr gelingt es wie niemand anderem die werdenden Eltern ihrem ungeborenen Baby näherzubringen.
Gleichzeitig werden im Geburtshaus meist eine Vielzahl an geburtsvorbereitender und begleitender Kurse wie Schwangerschaftsyoga, Geburtsvorbereitung, Stillvorbereitung usw. angeboten. Wer also eine persönliche Betreuung in einem familiären vertrauten Ambiente schätzt, das zudem all das bietet, was euch auf das große Abenteuer Baby vorbereitet, dem kann ich eine Entbindung im Geburtshaus nur wärmstens ans Herz legen; und dies ohne zu wissen, ob unser Baby letztlich auch wirklich dort das Licht der Welt erblicken wird.
Kriterien, die gegen eine Entbindung im Geburtshaus sprechen
Für die meisten Frauen spricht nichts gegen eine Entbindung im Geburtshaus, da ein Großteil aller Geburten ohne medizinische Eingriffe möglich ist.
Und doch gibt es ein paar Ausschlusskriterien für eine außerklinische Geburt, darunter bsp.:
- Steißlage des Babys
- Zwillingsgeburten
- Vorerkrankungen wie Diabetes oder Schwangerschaftsvergiftungen
- Frühgeburten vor der 37. SSW
In diesen Fällen ist zumindest im Rosenheimer Geburtshaus eine Entbindung nicht möglich. Treffen keinerlei Ausschlusskriterien zu, steht grundsätzlich einer Geburt im hebammengeführten Rahmen nichts entgegen. Und dennoch kann es auch hier zu Verlegungen im letzten Moment kommen.
Eine Verlegung ins nächstgelegene Klinikum kann auf dringendes Anraten der Hebamme erfolgen, wenn es zu Komplikationen während des Geburtsvorgangs kommt, die eine medizinische Betreuung notwendig machen. Oder aber die Eltern verspüren das dringende Bedürfnis einer Entbindung im Klinikum. Auch hier wird umgehend eine Verlegung veranlasst.
Vorerkrankungen liegen bei mir glücklicherweise nicht vor und das Köpfchen ist seit Wochen in Richtung Becken gerichtet. Alle Voraussetzungen für eine Entbindung im Geburtshaus sind bisher geben. In zwei Wochen beginnt für uns offiziell die Rufbereitschaft. Lässt sich Miguels Geschwisterchen also noch mindestens bis 1. Juni Zeit, dürfen für uns auf eine allein hebammengeführte Geburt in dem vertrauten Rahmen, den wir uns wünschen, freuen.
Bitte drückt uns ganz fest die Daumen, dass es das Leben auch dieses Mal gut mit uns meint und unser Baby das Licht der Welt im Geburtshaus erblicken darf.