Dein Kind ist nun kein Baby mehr, geht seit kurzem in den Kindergarten und entwickelt sich prächtig. Nur die Windel, dieses leidige Stück Stoff oder Plastik, die will einfach nicht in die Erinnerungskiste wandern.
Muss mein Kinder mit Beginn des Kindergartens windelfrei sein?
Noch in meiner Kindheit war es tatsächlich so, dass man erst in den Kindergarten durfte, wenn man seine Blasen- und Darmtätigkeit kontrollieren und selbstständig auf die Toilette gehen konnte. Und noch heute gibt es leider Einrichtungen, die über keine Wickelplätze verfügen und lediglich Kinder aufnehmen, die keine Windel mehr nutzen.
Doch in den meisten Kindergärten ist es mittlerweile vollkommen in Ordnung, wenn ein kleines Kind mit 3 oder gar 4 Jahren noch gewickelt wird. Da immer mehr Kinderbetreuungsstätten Raum für Kita-Plätze schaffen, ließe sich das Windelthema ohnehin nicht mehr wegdenken.
Und doch setzen sich die meisten Eltern unter Druck. Wie bei allen Entwicklungsphasen, die ein Kind durchlebt, wollen wir am liebsten immer ganz vorne mit dran sein. Keiner soll uns in die Verlegenheit bringen dürfen, erstaunt zu fragen, warum unser Kind immer noch gewickelt werden müsse.
Ich muss gestehen, dass auch ich mich zu jenen Müttern zähle, die dazu geneigt sind, unnötig Druck aufzubauen. Und dies obwohl ich doch ganz genau weiß, dass jedes Kind durchaus das Recht hat, die Zeit für seine Entwicklung einzufordern, die es nun einmal für nötig erachtet.
Mit 3 Jahren möchte ich das Windelthema ad acta legen
Ja, so hatte ich mir das ausgemalt. Nachdem unser Miguel bereits mit gerade einmal 2 Jahren über Wochen tagsüber ohne Windel auskam, mich sogar im Schwimmbad bat, ihn zur Toilette zu bringen, ging ich einfach davon aus, dass dieser Wunsch sich so erfüllen würde.
Weit gefehlt. Um die Weihnachtszeit wurden Toilette und Töpfen aus unerfindlichen Gründen uninteressant. Mal verspürte er Lust, sein großes Geschäft wie seine erwachsenen Vorbilder zu verrichten, dann wieder bevorzugte er die Windel. Manchmal machte es den Anschein, dass ein gewisses Schamgefühl die Erklärung sein könnte, dann wieder schlichte Unlust zu etwas, das den Reiz verloren zu haben schien.
Also probierten wir immer neue Methoden aus, um ihm den Gang zur Toilette schmackhaft zu machen. Schönes Töpfen, dann Klobrillenaufsatz, zuletzt eine kindgerechte Klobrille. Alles schien zunächst gut zu funktionieren. Etwas Neues kam ins Haus und das wollte ausprobiert werden. Ein oder zweimal wurde das neue Objekt auf seine Tauglichkeit überprüft, dann war der Zauber verflogen.
Hm, was tun? Abwarten, Belohnungen einführen, mit schicken Unterhöschen locken?
Umso mehr man versucht, desto mehr geht daneben
Ob beim Durchschlafen, Abstillen oder jetzt beim Windel abgewöhnen … die Erfahrung hat mich gelehrt, dass Geduld stets der Schlüssel zum Glück war und sein wird. Nur hadere ich jedes Mal wieder mit mir selbst, durchforste Foren und frage andere Mütter, denn Geduld ist genau das, was ich häufig viel zu wenig habe.
Ich möchte, dass das jetzt klappt, ich verstehe nicht, warum es schon einmal geklappt hat und jetzt plötzlich nicht mehr. Dann beginne ich zu vergessen, dass Miguel noch ein kleines Kind mit gerade einmal 3 Jahren ist. Ein Kind, das sich bisher wunderbar entwickelt hat und meines Erachtens sehr intelligent ist. Aber eben ein Kind, das verschiedene Entwicklungsphasen durchlebt, mal Fort- mal Rückschritte macht. Ich darf einfach nicht davon ausgehen, dass er handelt wie ein Erwachsener, seine Körperfunktionen so kontrollieren kann, wie wir Großen das tun. Nein, das darf ich einfach nicht!
Ich weiß das, halte mir dies ständig vor Augen und doch muss ich mich ärgern, wenn ich zweimal am Tag die komplette Kleidung wechseln muss, weil das „Mama Klo“ oder „Mama Windi voll“ einen Augenblick zu spät kam. Ich meine, das muss doch jetzt klappen, v.a. dann wenn ich den kleinen Mann noch eine Minute zuvor gefragt hatte, ob er Pipi machen müsse.
Ärgere ich mich, versuche ich ihm zu erklären, warum mir das jetzt gar nicht gefallen hat, dann kann ich darauf wetten, dass sich derselbe Vorgang innerhalb kürzester Zeit wiederholt. Denn der Druck, den ich aufbaue, überträgt sich auf Miguel, er blockiert innerlich und kann ja überhaupt nicht lernen, auf seine körpereigenen Signale zu hören.
Was also tun? Ich nehme an, am besten abwarten, was meint ihr? Ganz ohne kleine Versuche werde ich es mit Sicherheit nicht schaffen, aber was ich mir fest vornehme, ist Geduld zu üben und einfach in Miguels Fähigkeit zu vertrauen. Ich bin mir sicher, dann wird sich alles geben, vielleicht schneller als erwartet 😉