Der Traum vom Stillen, doch was tun, wenn die Brust schmerzt? Hebamme Nicola verrät euch, wie ihr einen Milchstau erkennt und was ihr dagegen tun könnt.
Das Wochenbett und die ersten Versuche dein Baby zu stillen
Endlich ist es geschafft, die Schwangerschaft geht nach 9 langen Monaten zu Ende. Gemeinsam mit deinem Baby startest du ins wohlverdiente Wochenbett, eine Wohltat nach den Anstrengungen der Geburt und den schlaflosen Nächten kurz vor der Entbindung.
Der große Bauch ist weg und mit der Nachgeburt auch die Hormone, die uns monatelang sowohl körperlich als auch psychisch auf Trab gehalten haben. Welch eine Erleichterung! Doch damit ist es noch nicht ganz getan. Dein Körper bereitet sich mit der Geburt sogleich auf eine ganz neue Herausforderung vor: die Ernährung deines Babys.
2-3 Tage nach der Entbindung schießt in den meisten Fällen die Milch ein. Deine Brüste werden prall, schmerzen häufig und du hast möglicherweise mit wunden Brustwarzen zu kämpfen. Für gewöhnlich sollte sich das Stillen nach wenigen Tagen soweit einspielen, dass du dein Baby entspannt ernähren kannst. Allerdings, und das weiß ich aus eigener Erfahrung, gibt es nichts Wichtigeres als eine erfahrene Hebamme an deiner Seite, die dich gerade während der ersten Stillzeit begleitet, denn schneller als man meint bildet sich ein Milchstau, den viele auch unter dem Begriff Brustentzündung kennen.
In unserer Hebammensprechstunde vom vergangenen Montag erzählte euch unsere erfahrene Hebamme Nicola Herrmann allerhand zu den Ursachen eines Milchstaus bzw. einer Brustentzündung. Wisst ihr schon vorab, was einen Milchstau auslösen kann, könnt ihr rechtzeitig vorbeugen.
Genauso wichtig ist es jedoch zu wissen, was zu tun ist, wenn sich bereits erste Zeichen einer Brustentzündung zeigen oder du gar schon mitten drin steckst. Hier nun eine kurze Zusammenfassung der Hebammensprechstunde mit wertvollen Tipps, die helfen sollen, ein entspanntes Wochenbett zu genießen.
Woran erkennt man einen Milchstau bzw. eine Brustentzündung?
Es dürfte wohl den meisten jungen Mamas so gehen, dass beim Milcheinschuss die Brüste die ersten Tage besonders hart und prall werden. Alles spannt und man hat das Gefühl zu explodieren. Kein BH passt mehr und es bilden sich kleine Knötchen in den Brüsten.
Jede Stillmahlzeit tut mal mehr mal weniger weh, weil die Brustwarzen noch sehr sensibel sind. Gleichzeitig jedoch schafft sie Erleichterung, denn je nachdem, ob dein Baby ein guter Trinker ist oder nicht, wird der Druck nachlassen und es lösen sich einzelne Verhärtungen und Knötchen.
Das ist soweit ganz normal und es besteht noch kein Grund zur Sorge. Werden die Knoten allerdings mehr, schmerzen sie beim Anfassen und werden die harten Stellen heiß und rot, dann sollte schnellstmöglich die Hebamme zu Rate gezogen werden. Eine Brustentzündung droht! Etwas weiter fortgeschritten kommt es zu ersten Fieberschüben, die für anstrengende Nächte sorgen. Fieber ist gut, schon richtig, denn es tötet Keime ab, aber in der ersten Kennenlernphase, die eine große Umstellung für jede Mama bedeutet, können wir Fieber und schwache Momente am allerwenigsten gebrauchen.
Die Ursache eines Milchstaus
Nicola nennt in erster Linie EINE klassische Ursache für eine Brustentzündung: Stress. Das Wochenbett ist deshalb so wichtig, weil es dir eine Zeit der Ruhe und Erholung schenkt. Du sollst die Möglichkeit haben, dich und deine Familie langsam kennenzulernen, sei es beim Kuscheln, nebeneinander einschlafen oder eben bei den ersten Stillversuchen.
Stress sollte während dieser kostbaren Wochen ein Tabuwort sein. Und doch lässt er sich nicht immer vermeiden. Mal sind es die vielen Besuche, die dich erschöpfen, dann wieder Auseinandersetzungen mit dem Partner, der einfach nicht verstehen will oder kann, dass du eine Zeit lang nicht so funktionieren wirst wie immer; dass du schlichtweg eine Auszeit brauchst. Stress machst du dir womöglich aber auch selbst, indem du nicht über die sich bildenden Wäscheberge hinwegsehen kannst oder aber für deine Besucher die gewohnte erstklassige Gastgeberin sein willst und dies obwohl dich deine Geburtsverletzung schmerzt und du besser das Bett hüten solltest.
Welche Art von Stress es auch sein mag, er ist keinesfalls gut für dich und dein Neugeborenes. Denn eine Brustentzündung ist kein Spaß, weder für dich noch für dein Baby. Trotz dieses Wissens können wir einen Milchstau nicht immer verhindern. Was aber tun, wenn dich Brustschmerzen und Fieber im Wochenbett heimsuchen?
Was du bei einem Milchstau tun kannst
Hier nun die 5 besten Tipps für einen unbeschwerten Start in die Stillzeit:
Hebammentipp 1: Ruf deine Hebamme an!
Jede junge Mama hat das Recht auf eine Wochenbettbetreuung. Die Kosten dafür werden von der Krankenkasse übernommen. Also nutze dieses Privileg, das in den meisten anderen Ländern nicht existiert. Eine Hebamme weiß am allerbesten, wie sie dir im Wochenbett helfen kann, denn nur sie wurde speziell dafür ausgebildet.
Hebammentipp 2: Halte strikte Bettruhe ein!
Das Wochenbett, v.a. das Frühwochenbett der ersten 10 Tage, ist dafür gedacht, sich von den Strapazen der Geburt zu erholen. Der Beckenbogen ist schwach, die Wochenblutung stark und viele Frauen haben eine Geburtsverletzung davongetragen. Deshalb sollte man anfangs sehr viel liegen und jegliche Anstrengung vermeiden.
Hebammentipp 3: Anlegen, anlegen, anlegen
Dein Baby ist die beste Milchpumpe und es wird dir helfen, deine Brüste zu leeren und damit den Milchstau zu verhindern bzw. abzubauen. Daher gilt, auch wenn es anfangs oft mit Schmerzen verbunden ist: Anlegen wann immer möglich. Auf eine manuelle oder elektrische Milchpumpe solltest du nur im Notfall zurückgreifen, wenn es mit dem Stillen einfach nicht funktionieren will, du aber unbedingt für Erleichterung sorgen musst.
Das tückische an einer Milchpumpe ist, dass sie nur kurz Linderung verschafft, da gleich im Anschluss neue Milch einschießt und dies meist in größerem Umfang als zuvor.
Hebammentipp 4: Schenke deinen Brüsten vor dem Stillen Wärme
Vor dem Stillen brauchen deine Brüste Wärme, denn so lösen sich die Knoten und die Milch kann wieder fließen. So schenkst du deinen Brüsten Wärme:
- Warme Tücher: nimm ein Mulltuch, halte es unter heißes Wasser und leg es um die Brüste
- Warme Dusche mit Öl-Massage: dusche deine Brüste warm ab und massiere sie mit einem wärmenden Öl (hier kannst du ein einfaches Küchenöl nehmen oder aber du lässt dir von deiner Hebamme ein wärmendes ätherisches Öl bringen, z.B. Melissenöl)
- Ausstreichen beim Stillen: streiche deine Brüste während dem Stillen Richtung Baby aus, auch hier unterstützt ein wärmendes Öl den Milchfluss
Hebammentipp 5: Kühle deine Brüste nach dem Stillen
Nach dem Stillen braucht deine Brust Kälte, denn Kälte tut den Brüsten gut und bremst die Milchproduktion ein. Was du tun kannst:
- Quark-Wickel: besorge dir am besten noch vor der Entbindung ein oder zwei Packungen Quark und stelle ihn in den Kühlschrank. Bei harten, schmerzenden Brüsten streichst du einfach nach dem Stillen den kühlen Quark auf die Brüste und lässt ihn solange dort, bis er anfängt warm zu werden; hier kannst du auch Einmaltücher (z.B. Küchenrolle) verwenden. Diese faltest du mittig, streichst die eine Seite mit Quark ein und klappt die zweite Seite darauf. Den Quark-Wickel gibst du nun auf die Brust.
- Weißkohlblätter: auch Kohlblätter kannst du bereits vor der Entbindung besorgen im in den Kühlschrank legen. Brauchen deine Brüste Linderung, nimmst du die gekühlten Kohlblätter, walkst sie leicht an, damit der Saft austreten kann und legst sie auf die Brüste.
- Kühlpads (z.B. von Avent): auch klassische Kühlpads tun den schmerzenden Brüsten gut. Von der Marke Avent gibt es sogar speziell auf die Form der Brust angepasste Kühlpads, die du ganz einfach unter dem Still-BH tragen kannst.
- Gefrorene Pampers: so manche Mama schwört auf gekühlte Windeln. Dazu feuchtest du eine klassische Wegwerfwindel leicht an und legst die für ca. 1 Stunde ins Gefrierfach (Achtung, länger als 1 Stunde sollte sie nicht dort liegen, da sie sonst zu kalt wird). Im Anschluss kühlst du damit deine Brüste.
Eine Brustentzündung ist nicht schön und belastet besonders in einer so sensiblen Phase wie im Wochenbett sehr. Doch kannst du ganz beruhigt sein, wenn du die Ratschläge deiner Hebamme befolgst, solltest du nach 2-3 Tagen wieder fit sein.
Facebook Live Chat: Montag, 10. Juli 2017
Infografik Wie beuge ich einem Milchstau vor?: Jetzt downloaden und ausdrucken!
Quelle: sämtliche fachliche Informationen dieses Beitrags habe ich unserem Facebook Live Chat entnommen.