Erneut machen wir uns auf die Reise nach Berlin, dieses Mal in den Stadtteil Wedding, zu Hebamme Ilka Maria Schneemann. Ilka Maria weiß als zertifizierte Trageberaterin, was beim Tragen des Babys nach einem Kaiserschnitt zu beachten ist.
Hebamme, Wochenbett-Fotografin und werdende Mutter
Als ich das schöne Instagram Profil von Hebamme Ilka Maria entdeckte, blieb ich zuallererst an den immer wiederkehrenden Namens-Posts hängen. In Form liebevoll designter Posts begrüßt Ilka Maria all die neuen Erdenbürger, die sie als Hebamme betreuen darf. Ein Blick auf ihre sympathische Website verrät, dass Ilka Maria gelernte Mediengestalterin, Webdesignerin, Fotografin, Trage- und Stoffwindelberaterin ist. Eine ganze Menge wie ich finde. Und doch geben all diese Qualifikationen ein harmonisches, einfach stimmiges Gesamtbild ab. Die bald zweifache Mutter betreut junge Familie als Geburtsbegleiterin mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung, und auf Wunsch dokumentiert sie die schönsten Erinnerungen an die erste Zeit mit Baby mit ihrer Kamera.
Seit 2017 findet ihr Ilka Maria übrigens in ihrer eigenen Hebammenpraxis, die sie gemeinsam mit zwei Kolleginnen ins Leben gerufen hat und die mittlerweile aus einem 4-köpfigen Hebammen-Team besteht. In der Hebammenpraxis MIA in der Oudenarder Str. 29 werdet ihr auf Wunsch mit Gesprächen und einem vielfältiges Kursangebot durch die ganze Schwangerschaft hindurch und bis weit übers Wochenbett hinaus begleitet.
Im Spätsommer 2018 wird Ilka Maria eine Babypause einlegen, doch ich bin sicher, ihr seid derweil bestens bei ihren erfahrenen Kolleginnen aufgehoben.
Nun aber lernt Hebamme Ilka Maria Schneemann selbst kennen.
Eine junge Mama ruft dich, liebe Ilka Maria an, weil sie wissen möchte, ab wann sie ihr Neugeborenes nach einem Kaiserschnitt im Tragetuch tragen darf. Was rätst du ihr?
Nach einem Kaiserschnitt ist der Körper, zusätzlich zu der hormonellen Umstellung nach einer Geburt, mit Wundheilung beschäftigt, da alle Schichten, die das Kind im Mutterleib umgeben, geöffnet und wieder vernäht wurden. Es ist also ein relativ großer operativer Eingriff, der auch häufig noch einig Tage lang Schmerzmittel notwendig macht.
Hier kann der junge Papa das Tragen in den ersten Tagen übernehmen, solange bis die Mutter sich bereit fühlt, die Hautnarbe gut aussieht, Schwellungen abgeklungen sind und sie keine Schmerzmittel mehr benötigt. Das kann von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein. Ich bin manchmal selbst erstaunt, wie fit manche Frauen nach einem Kaiserschnitt sind.
Was hat dich eigentlich dazu bewegt, dich zur Hebamme ausbilden zu lassen?
Die Faszination für den Beruf der Hebamme begleitet mich schon seit meiner Kindheit. Es gab eine einzige Hebamme in unserem kleinen Ort, jeder kannte und schätzte sie.
Nach meinem Abitur widmete ich mich jedoch erst einmal meiner zweiten Leidenschaft, dem kreativen Bereich. Doch hier merkte ich bald, dass ich weniger mit Computern und mehr mit Menschen zu tun haben wollte. Zwar schlummerte dieser Berufswunsch weiterhin in mir, aber ich hatte nicht den Mut, diesen totalen Richtungswechsel einzuschlagen. Erst nach der Geburt meiner Tochter 2007 erkannte ich die Wichtigkeit der Hebammentätigkeit in vollem Umfang und der Gedanke, diesem ursprünglichen Wunsch nachzugehen, intensivierte sich. Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, zurück in meinen alten Beruf zu gehen: Den Hebammenberuf empfand ich als so viel sinnvoller und sinngebender. Das war der Wendepunkt und ich begann meine Hebammenausbildung direkt nach der Elternzeit.
Was würdest du sagen, welche besonderen Fähigkeiten bringen Hebammen abseits vom medizinischen Wissen mit?
Eine Hebamme sollte Empathie mitbringen und die Fähigkeit auch subtile Signale wahrzunehmen. Frauen und Paare rücken manchmal nicht sofort raus mit der Sprache, wenn etwas in Schieflage geraten ist, da ist es gut, wenn man sensible Antennen hat und behutsam nachfragen kann.
Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit sind auch sehr wichtig, um eine vertrauensvolle Basis zu schaffen. Ab und zu müssen auch Entscheidungen getroffen werden, welche die jungen Eltern vielleicht zunächst beunruhigen, aber trotzdem wichtig und richtig sind.
Da wir uns in der Freiberuflichkeit selbst organisieren und auch viel Papierkram zu bewältigen haben, ist Organisationstalent auch sehr gefragt.
Und man sollte offen bleiben können und den Familien nicht die eigenen Wertvorstellungen überstülpen wollen. Jeder hat seine eigene Geschichte und seinen eigenen Weg, da ist es wichtig die Paare und Familien da abzuholen, wo sie stehen, um sie auf ihrem individuellen Weg zu begleiten.
Magst du uns von einem Erlebnis aus deiner Arbeit als Hebamme erzählen, das dich besonders bewegt hat?
Puh! Da gibt es so viele Dinge in meinem Hebammenalltag, die mich bewegen. Es ist die Summe aus vielen täglichen Meilensteinen, die den Beruf so sinngebend und bereichernd machen. Ein schönes Geburtserlebnis, weil die Eltern gut vorbereitet und zuversichtlich waren, das erste erfolgreich gewickelte Tragetuch, Muttermilch, die endlich fließt und die Mutter stolz auf sich und ihr gedeihendes Kind blicken lässt. Mir wird so viel Dankbarkeit und Vertrauen entgegen gebracht. Auch Ereignisse in meinem Team bewegen mich immer wieder. Die Praxisgründung im letzten Jahr und wie uns das alles noch näher zueinander gebracht hat. Ich bin sehr dankbar für so tolle Kolleginnen!
Was müsste passieren, damit sich wieder mehr Frauen für eine Hebammen-Ausbildung entscheiden?
Wir brauchen eine langfristige sichere Lösung für unsere Versicherungsproblematik. Außerdem spielt auch die Vergütung eine große Rolle, denn sehr lukrativ ist der Beruf meistens nicht. Die Ausbildung wird gerade akademisiert, was sicherlich auch dazu führt, dass weniger Hebammen im originären Sinne arbeiten, sondern vielleicht nach dem Bachelor den Master machen und eher eine akademische Laufbahn einschlagen. Ich denke es sind einige Dinge, die überdacht werden müssen.
Connect with: Hebamme Ilka Maria Schneemann aus Berlin
Instagram: @hauptstadt.hebamme
Website: www.hebamme-wedding.de
Hebammenpraxis: Hebammenteam MIA in Wedding
Fotografie im Wochenbett: der erste Augenblick – Hebamme. Mit Kamera.