Mit Hebamme Melanie Nordmann machen wir uns heute auf die Reise nach Bremen. Von Melanie wollen wir wissen, was bei einem eitrigen Bauchnabel beim Baby zu tun ist.
Hebammenbetreuung ab SSW 24
Die 34-jährige Hebamme Melanie Nordmann aus Oldenburg studierte ursprünglich Wirtschaftsingenieurwesen, bevor sie sich zur Hebamme ausbilden ließ.
Seit Februar diesen Jahres arbeitet sie für einen Personaldienstleiter als Hebamme in einer Level 1 Klinik. Melanie schätzt diese Form des Angestelltenverhältnisses, da er eine übertarifliche Bezahlung sowie festgelegte Dienste bietet. Was genau unter einer Level 1 Klinik zu verstehen ist, verrät uns Melanie im Interview.
Von der jungen Geburtsbegleiterin wollte ich wissen, was bei einem eitrigen Bauchnabel beim Baby zu tun ist.
Eine besorgte Mama ruft dich an, weil der Bauchnabel ihres Neugeborenen eitrig ist. Wie beruhigst du die Mutter bzw. was rätst du ihr?
Einen eitrigen Nabel habe ich bisher nicht gesehen, aber stark schmierig und übel riechende. Ich beruhige die Mutter zunächst. Sage ihr, dass es ein natürlicher Prozess ist. Ich werde ihr sagen, dass sie den Nabel täglich mit Kochsalz reinigen soll. Wenn er zusätzlich gerötet ist, abgekochtes Wasser und Calendula-Essenz hinzugeben, da Kamille entzündungshemmend und heilend wirkt.
Da dies meist in den ersten 10 Tagen auftritt, wenn der Nabelrest noch nicht abgefallen ist, sehe ich es meist schon bei meinem Besuch und kann dann den Eltern auch zeigen, wie sie ihn sanft reinigen können.
Was hat dich eigentlich dazu bewegt, dich zur Hebamme ausbilden zu lassen?
Ach ja, eine gute Frage. Wie oben geschrieben, habe ich zunächst angefangen Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren, stellte dann aber fest, dass es nicht das richtige ist. Ich fand Medizin schon immer spannend, aber es war mir zu weit weg vom Menschen. Dann hab ich mich näher mit dem Beruf der Hebamme auseinandergesetzt und festgestellt, dass das genau das ist, was ich machen will.
Was würdest du sagen, welche besonderen Fähigkeiten bringen Hebammen abseits vom medizinischen Wissen mit?
Ich sage immer gern, als Hebamme ist man vieles. Du bist Hebamme, Kinderkrankenschwester, Psychologe, Trauerbegleiter, beste Freundin, Mutter, usw.
Bei unserer Arbeit lassen wir uns jeden Tag auf Blind Dates im Kreißsaal ein. Das ist manchmal eine große Herausforderung. Wir treffen auf sehr unterschiedliche Familien kultureller oder auch sozialer Herkunft, und jeder Mensch ist unterschiedlich. Dabei den richtigen Draht zueinander zu finden, ist die Herausforderung.
Viele meiner Kolleginnen sind hervorragend ausgebildet im Bereich der alternativen Medizin. Nicht umsonst werden wir manchmal noch als Hexen bezeichnet. Ich glaube in vielen von uns Hebammen steckt eine besondere Gabe.
Magst du uns von einem Erlebnis aus deiner Arbeit als Hebamme erzählen, das dich besonders bewegt hat?
Ich arbeite seit dem Ende meiner Ausbildung in Level 1 Häusern und das auch ganz bewusst. Level 1 bedeutet, dass wir Familien ab der Lebensfähigkeit ihres Kindes begleiten, also ungefähr ab der 24. SSW. Wir haben häufig mit Geburten oder auch Schwangerschaftsverläufen zu tun, die halt nicht nur positiv enden. Ich betreue häufig Frauen, die schwangerschaftsbedingt sehr krank sind, deren Kinder nicht gut versorgt werden oder die auch in der Schwangerschaft zu Ruhe „verdonnert“ werden.
Dabei liegt unsere Hauptaufgabe natürlich beim zuhören, beraten und beruhigen. Aber auch die Betreuung der Geburten ist noch mit weit mehr verbunden. Wir müssen noch wachsamer für eventuelle Gefahren sein. Häufig gleicht es einer intensivmedizinischen Versorgung. Ich habe viele Geburten miterlebt, die mich berührt haben, positiv, wie auch negativ. Meine Examensgeburt und Mayla werden immer etwas Besonderes sein.
Einmal habe ich aus einer Arztpraxis eine kleine Mitteilung erhalten nach der Begleitung einer Sternengeburt. Die Eltern haben sich bewusst zu einem Abbruch entschieden, da das Kind eine Trisomie 21 hatte. In der Mitteilung hat sich die Ärztin bedankt für die tolle, vorurteilsfreie Begleitung der Geburt. Die Eltern hätten ihr das berichtet und sie wollte es gern nochmal weitergeben, da gerade Eltern, die sich gegen das Leben ihres Kindes entscheiden sich immer wieder rechtfertigen müssen und aufgrund ihrer Entscheidung anders und nicht adäquat betreut werden.
Uns steht es nicht zu diese Eltern zu verurteilen. Meine Aufgabe ist, die Eltern gut und informiert zu betreuen und das habe ich da getan.
Was müsste passieren, damit sich wieder mehr Frauen für eine Hebammen-Ausbildung entscheiden?
Die Wertschätzung unseres Berufes ist viel zu gering. Es muss alleine von politischer Seite erst einmal ein Signal gesetzt werden. Bessere Bezahlung, flexiblere Arbeitszeitmodelle, bessere Qualifizierungschancen.
Und auch die Gesellschaft muss unsere Arbeit mehr wertschätzen. Die Arbeit der Hebamme ist dann für Menschen interessant wenn sie selber ein Kind erwarten oder im ersten Jahr nach der Geburt. Da erfahren wir viel Dankbarkeit,aber dann ist es auch vorbei. Wir sind einfach nicht stetig präsent genug, wie zum Beispiel Krankenschwestern. Die braucht man in jedem Alter. Manche Leute wissen leider nicht einmal, was eine Hebamme ist. Ich denke es gibt viele Frauen, die gerne Hebamme werden wollen, denen aber auch abgeraten wird. Wir sollten sie mehr motivieren, dass zu tun, was ihnen Spaß und Erfüllung bringt und nicht nur viel Geld und geregelte Arbeitszeiten.
Connect with: Hebamme Melanie Nordmann aus Bremen
Instagram: @hebamme_melli