Sabine Kroh, Gründerin von call a midwife, betreut von Berlin aus weltweit Familien mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung als Hebamme. Von ihr möchte ich wissen, wie man bei Stillbabys nachts zu mehr Schlaf findet.
Hebamme und Gründerin von call a midwife
Kurz nach der Gründung von call a midwife, einem mehrsprachigen Beratungs- und Betreuungsangebot von Hebammen und Ärzten für werdende und junge Eltern aus aller Welt (weitere Infos findet ihr hier), habe ich Gründerin Sabine Kroh kennengelernt. Ich war sofort begeistert von ihrem Konzept einer internationalen Hebammenbetreuung. Schließlich gibt es so viele Länder, in denen Frauen während der Schwangerschaft und der Zeit danach vollkommen auf sich alleine gestellt sind und dringend Hilfe benötigen. Und auch hierzulande hat nicht jede Schwangere das Glück auf eine eigene Hebammenbetreuung.
Sabine arbeitet seit 29 Jahren als Hebamme. In dieser langen Zeit sammelte sie wertvolle Erfahrungen im In- und Ausland, sodass es wohl keine Frage werdender oder junger Eltern gibt, die sie nicht zu beantworten wüsste. Die liebevolle Hebamme und Mutter hat vor zwei Jahren call a midwife gegründet. Was als kleines mehrsprachiges Team von Geburtsbegleiterinnen begann, ist mittlerweile zu einem ansehnlichen Expertenteam angewachsen. Augenblicklich zählt der multilinguale und damit interkulturelle Hebammenservice 18 Hebammen und 9 Ärzte. In aktuell 10 Sprachen ist eine Menge Herzblut und Expertise gebündelt, sodass künftig wohl kaum noch eine schwangere Frau auf die Unterstützung einer Hebammenbegleitung verzichten muss.
So, nun wollen wir die engagierte Hebamme Sabine Kroh ein wenig genauer kennenlernen.
Liebe Sabine, eine junge Mutter ruft dich an, weil ihr 12 Monate altes Baby nachts noch sehr häufig gestillt werden will und sie unter dem Schlafmangel leidet. Was rätst du ihr, was kann sie tun, um ihr und ihrem Baby zu mehr Schlaf zu verhelfen?
Ich würde, glaube ich, am ehesten Fragen, ob sie denn noch stillen möchte oder sie nur unter dem Schlafmangel leidet und ob ihr Baby schon mit am Familientisch isst und daran Spaß hat und was sie sich wünschen würde für sich, ihr Baby und ihren Partner. Dann würde ich sie darin begleiten. Das ist eine sehr häufige Frage, da das Stillen in der Nacht ja vor allen sehr bequem und gemütlich ist und die Babys ihr Bedürfnis nach Nähe so am besten erfüllt bekommen. Hier hilft am ehesten zu verstehen, wie man gemeinsam als Familie einen sanften Übergang schaffen kann.
Was hat dich eigentlich dazu bewegt, dich zur Hebamme ausbilden zu lassen?
Ich komme aus einem Mediziner Haushalt und bin geprägt von Eltern, die immer im Dienst waren und denen das für mich als Kind wahrnehmbar Erfüllung gebracht hat. Ich erinnere mich daran, dass meine Mama an einem Morgen, als es sehr geschneit hatte und man nicht mit dem Auto fahren konnte, einfach die Skier angeschnallt hat und dann zu ihren Patienten gefahren ist. Ich habe schon sehr früh in den Ferien im Krankenhaus gearbeitet und somit viele Bereiche kennengelernt. Der Kreißsaal war der prägendste Einsatz. Ich glaube meine Eltern hätten es sicher gern gehabt, wenn ich noch Medizin studiert hätte, aber inzwischen sind sie auch mega stolz auf meine Arbeit als Hebamme.
Was würdest du sagen, welche besonderen Fähigkeiten bringen Hebammen abseits vom medizinischen Wissen mit?
Ich denke, dass Hebammen sehr unterschiedlich sind und auch unterschiedliche Fähigkeiten haben, die gut zu den Wünschen der Frau passen sollten. Mit den Jahren und der wachsenden Erfahrung ändern sich aber auch der Blickwinkel und die Möglichkeiten der Hebamme. Viele Frauen wünschen sich eine Hebamme, die selbst schon Kinder hat. Ich halte das nicht für entscheidend. Ich kenne so unterschiedliche Typen von Hebammen und jede ist anders und gut, in dem was sie tut und ich bin weit davon entfernt das bewerten zu wollen. Den Austausch untereinander halte ich für die wichtigste Voraussetzung.
Magst du uns von einem Erlebnis aus deiner Arbeit als Hebamme erzählen, das dich besonders bewegt hat?
Oh ja, das gibt es ein eher trauriges Erlebnis, bei dem ein kleines Mädchen dann nach 1 Jahr gestorben ist. Sie hatte einen schweren Herzfehler und wartete lange auf ein Spenderherz. Ich habe sie in diesem Jahr oft im Krankenhaus besucht und auch dann bei der Beisetzung und der ersten Zeit danach intensiv begleitet. Die Eltern haben noch drei weitere gesunde Kinder und die kleine Luise ist trotzdem immer da. Das war etwas Besonderes für mich. Aus solchen Erfahrungen wachsen dann auch Freundschaften, die anders miteinander verbunden sind. Ich habe auch ein Fotoalbum von Luises erstem Jahr.
Was müsste passieren, damit sich wieder mehr Frauen für eine Hebammen-Ausbildung entscheiden?
Der Beruf der Hebamme hat gerade viel Aufmerksamkeit in den Medien. Das ist einerseits toll und verdient, aber die Berichte drängen die Hebammen eher in den Bereich der aussterbenden Spezies, die ja bemitleidenswert sind und arm dran. Überall Herzen und Luftballons und Bedauern. Ich sage schon manchmal nicht gern, dass ich Hebamme bin, wenn ich danach gefragt werde. Die Reaktion ist fast zu 100 % immer die gleiche, Bedauern über die schlechten Zustände, schlechte Bezahlung und überhaupt, ach die armen Hebammen.
Sicher ist unsere Leistung nicht gerechtfertigt gut entlohnt, die Arbeitszeiten sind schlecht, die Klinikhebammen werden unfassbar schlecht bezahlt und leisten unter diesen Umständen Unglaubliches. Ich denke aber nur allein eine bessere Bezahlung würde nicht reichen, um wieder junge Menschen dazu zu bewegen den Beruf zu erlernen. Die Akademisierung der Ausbildung kann sicher helfen. Aber auch den Beruf zu zeigen, wie er ist, spannend, abwechslungsreich und fachlich anspruchsvoll und sehr vielseitig mit tollen Entwicklungsmöglichkeiten und dass man überall auf der Welt damit arbeiten kann. Ein junger und neuer Verein, Deutsche Hebammenhilfe.e.V. widmet sich diesem Thema gerade und das sehr erfolgreich, das Verwunderliche ist, dass der nicht von Hebammen gemacht wird, sondern von einem jungen Paar, die dem Berufsstand helfen wollen. Wir Hebammen von call a midwife unterstützen das mit vollen Kräften und freuen uns auf Nachwuchs.
Connect with: Hebamme Sabine Kroh aus Berlin
Email: info[at]call-a-midwife.de
Website: www.call-a-midwife.de
Telefon (Hotline): 0151 722 00 722