Hebamme Sandra Jurkovic begleitet Schwangere und junge Eltern in Albstadt, Baden-Württemberg. Sandra wird uns verraten, wann man nach der Geburt wieder Sport treiben darf.
Zweifache Mutter und Hebamme auf selbstständiger Basis
Sandra Jurkovic schloss im Jahr 1994 ihre Ausbildung zur Hebamme ab und unterstützte von da an Hebammenteams in verschiedenen Kliniken. Nachdem das Klinikum ihrer Wahl im Jahr 2011 aus finanziellen Gründen schließen musste, wechselte die zweifache Mutter für kurze Zeit in eine gynäkologische Praxis. Nicht einmal ein Jahr später beschloss Hebamme Sandra ihren Status als Angestellte zu beenden, um sich künftig auf freiberuflicher Basis um werdende und junge Familien zu kümmern.
Die sympathische Geburtsbegleiterin und gelernte Kangatrainerin aus Albstadt, wird uns verraten, wie es sich mit sportlicher Betätigung nach der Entbindung verhält.
Eine junge Mama ruft dich an, weil sie wissen möchte, ab wann sie nach der Entbindung wieder Sport treiben darf? Was rätst du ihr?
Sie solle auf jeden Fall die Wochenbettszeit 6-8 Wochen, bei Sectiofrauen 10-12 Wochen abwarten und bis dahin Beckenbodenwahrnehmungsübungen (z.B. Liftübung) machen. Des weiteren sollte der gynäkologische Check ohne auffällige Befunde abgeschlossen sein. Die Rektusdiastase würde ich beim Rückbildungkurs beurteilen. Wenn es sich um eine sehr sportliche und ehrgeizige Frau handelt, empfehle ich ein straffes Walking beim Spazierenlaufen zu machen, damit sie wieder eine Kondition aufbaut. Ansonsten noch ein wenig darauf achten, keine Übungen zu machen, die die Beckenbodenmuskulatur belasten z. B. die Beinpresse. Auch sollte sie darauf achten bzw. beachten, dass durch das Stillen das Hormon Relaxin auf das Gewebe wirkt und sie sich nicht wundern dürfe, wenn eine gewisse erwartete Figur nicht nach kürzester Zeit wieder auftaucht 😉
Was hat dich eigentlich dazu bewegt, dich zur Hebamme ausbilden zu lassen?
Für mich war immer klar… „ ich werde Hebamme „ …wahrscheinlich beeindruckt dadurch, dass ich selbst eine Hausgeburt war und meine Mama häufig von Frau Holzer …ihrer Hebamme…gesprochen hatte. Hat mich wohl als kleines Mädchen sehr beeindruckt. Nach einem kurzen Umweg durch die Pubertät und eigentlich mit dem festen Vorsatz nichts machen zu wollen, weil kein Bock, bekam ich dann doch wieder die Kurve und bin meinem Traum Hebamme werden zu wollen nachgegangen…nun schon seit 27 Jahren.
Was würdest du sagen, welche besonderen Fähigkeiten bringen Hebammen abseits vom medizinischen Wissen mit?
Eine Hebamme ist eine Handwerkerin. In diesem Beruf wirst du niemals ausgelernt sein, denn immer wieder begegnen dir neue Menschen und Situationen und lassen dich dein ganzes Leben lernen. Du bist Schwangerschaft-Geburts-Wochenbett -und Rückbildungsbegleiterin, Stillberaterin, Ernährungscoach, Psychologe, Bespaßer, Mutmacher, Tröster und vieles mehr. Hebammen besitzen große, wenn nicht riesengroße Empathie für die Frauen, deren Männer und den Baby’s und würden dies…wenn es die Umstände weiterhin zulassen würden (politische Situation, QM, Bürokratie, Kosten ect.) …nie aufgeben wollen. Denn Hebammen lieben ihren Beruf…eben Ihre Berufung.
Magst du uns von einem Erlebnis aus deiner Arbeit als Hebamme erzählen, das dich besonders bewegt hat?
Da gibt es so viele 🙂 …ich kann mich erinnern, einmal eine Geburt begleitet zu haben, die für mich eine unglaubliche Ruhe ausstrahlte. Da war die Wehenzeit, das Gebären, die Zeit danach mit dem Baby im Kreißsaal so unglaublich leise und friedvoll …das werde ich nie vergessen und ich erinnere mich sehr sehr gerne daran.
In einer anderen Situation hatte ich eine Frau aus Polen unter der Geburt begleitet. Diese war zu Besuch bei ihrer Mutter in Deutschland. Sie selbst wohnte sonst in Polen. Das Baby wurde geboren und ich fragte, wie sie denn heißen soll die kleine Maus und beide Frauen zuckten nur mit den Schultern. Dann schaute mich die „Oma“ an und fragte mich nach meinem Namen…und schwups hieß die kleine Maus wie ich „ Sandra „. 😀
Was müsste passieren, damit sich wieder mehr Frauen für eine Hebammen-Ausbildung entscheiden?
Sämtliche Bedingungen müssen sich verändern. Eine qualitativ gute Arbeit muss möglich gemacht werden für die Hebammen, aber auch für die Frauen. Dazu gehören für mich freie Wahl des Geburtsortes (Hausgeburten, Geburtshausgeburten, Beleggeburten, hebammengeleitete Entbindungseinheiten in Kliniken, Klinikgeburten…eben wie es sich die Frau wünscht und nicht wozu sie durch die Umstände gezwungen wird), eine 1:1 Betreuung, gerechte Bezahlung der Hebammen mit weniger Bürokratie, staatliche Unterstützung der immensen Kosten, wie allem vorangehend die Haftpflichtversicherung, bei der Rente und den Kassenbeiträgen. Arbeitsbedingungen in Kliniken müssen sich deutlich verbessern usw.usw.usw.
Es gibt leider so viele Baustellen und ich habe das Gefühl, dass die Problematik in der Gesellschaft nicht gesehen wird. Es interessiert ja meist nur zum Zeitpunkt des eigenen Betreffens und dann verschwindet die Problematik bei den meisten Menschen wieder im Hintergrund. Achtung Sarkasmus: Das Kind ist ja schon irgendwie gekommen, die Situation der Geburt hat Frau irgendwie gemeistert (soll sich nicht so anstellen, Hauptsache ein gesundes Kind …Ironie off…), das Stillen klappt vielleicht und wenn nicht, ist auch nicht schlimm, denn viele Baby’s sind ja mit Flasche groß geworden…Ironie auch hier jetzt off… und das Handling mit dem Baby ist ja auch irgendwie gegangen. Lebt ja noch…Ironie off off off. Wenn der Alltag kommt und alles hat sich eingespielt, spielt es eben keine Rolle mehr.
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Instagram: @hebisjurkovic
Website: www.hebamme-sandra-albstadt.de
Email: hebisjurkovic[at]email.de oder adinela[at]kangatraining.de
Telefon: 07432-9940910