Impfung mit Nahrungsallergenen, Fläschchen aus der Leitung und eine gesundes Maß an Dreck … Hebamme Nicola Herrmann stellt euch die aktuellen Empfehlungen zur Allergieprävention vor.

Allergieempfehlung 1 | Von der Meidestrategie zur sanften Allergieprophylaxe

Allergieprävention„Achtung vor Allergenen“ lautete die Warnung bis vor noch nicht allzu langer Zeit. Im 1. Lebensjahr sei besondere Vorsicht bei der Beikosteinführung geboten. Sogenannte Nahrungsmittelallergene sollten weitestgehend gemieden werden und dies teils bis zum 2. Lebensjahr.

Heute weiß man mehr. Gesundheitsexperten sprechen mittlerweile sogar explizit die Empfehlung aus, den Kontakt mit Nahrungsallergenen zu fördern; nach und nach und im Idealfall unter dem Schutzmantel von Muttermilch soll das kindliche Immunsystem die Chance bekommen, frühzeitig Freundschaft mit Allergenen zu schließen.

Früher Kontakt mit Nahrungsallergenen

Zu Beginn der Beikost kommt das Baby erstmals mit Nahrungsallergenen in Kontakt. Werden diese im 1. Lebensjahr bewusst gemieden, betrachtet sie der Körper im 2. Jahr als Fremdstoffe, was sich in Form von Unverträglichkeiten äußern kann.

Daher geht die Empfehlung dahin, Nahrungsallergene unter Begleitung der Muttermilch nach und nach einzuführen. So dürfe beispielsweise für den ersten Brei ruhig ein wenig Kuhmilch verwendet werden; dies natürlich nur, wenn das Baby gesund ist und keine medizinischen Gründe gegen die Verwendung von Kuhmilch sprechen.

Allergierisiko bei Kuhmilch vorab testen

Ein ganz simpler Hauttest verrät, ob ein erhöhtes Allergierisiko auf Kuhmilch vorhanden ist. Dazu wird ein wenig Milch in die Ellbogenbeuge des Babys gestrichen. Nun sollte die Haut an dieser Stelle die drei darauf folgenden Tage beobachtet werden. Kommt es zu keinerlei Hautreaktionen, kann man grundsätzlich von einem sehr geringen Allergierisiko ausgehen.

Impfung mit Nahrungsallergenen

Mit Beginn des 5. bis zum Ende des 6. Lebensmonates, so Nicola, sei der beste Zeitpunkt, um das eigene Baby mit Nahrungsallergenen zu „impfen“.

Doch keine Sorge, „impfen“ hat in diesem Fall nichts mit der klassischen Impfung beim Kinderarzt zu tun. Vielmehr geht es um einen Erstkontakt mit Nahrungsallergenen. Dies könnte in etwa folgendermaßen aussehen:

Bei euch stehen heute Erbsen auf dem Speiseplan. Von den frisch gekochten Erbsen nehmt ihr einen Teelöffel ab, zerdrückt sie und gebt das Erbsenpüree eurem Baby. Das Baby wir mal mehr mal weniger lang damit spielen und es im schlimmsten Fall gleich wieder ausspucken. Macht nichts. Ob es die Erbsen nun bei sich behält oder sie postum auf der Kleidung landen, die Impf-Mission ist erfüllt.

Unser Immunsystem ist sehr intelligent und speichert „Erbse“ sofort ab. Auf diese Weise kann eine sanfte Allergieprophylaxe betrieben werden, die das Baby auf die bevorstehende Beikost vorbereitet. Und was das Immunsystem einmal kennengelernt hat, wird es später nur im seltensten Fall von sich stoßen.

Allergieempfehlung 2 | Gesunde Hygiene („Die Bauernhofstudie“)

„Ein gesundes Maß an Dreck ist gut für das kindliche Immunsystem.“ Die zeigt das Beispiel eines Bauernhofes besonders gut. Die Kinder kommen im Stall mit diversen Keimen in Kontakt und entwickeln schnell ein gutes Immunsystem gegenüber Allergenen.

Stadtkinder hingegen, bei denen übermäßige Hygiene oftmals eine viel größere Rolle spielt, seien demnach anfälliger für Nahrungsmittelallergene.

Gut waschen statt auskochen

Hygiene ist wichtig, aber ein Zuviel an Hygiene in einem Land, das ohnehin hohe Hygienestandards aufweist, kann langfristig gesehen allergische Reaktionen zur Folge haben.

Eine Empfehlung, die noch nicht allzu weite Kreise gezogen zu haben scheint lautet: Das Auskochen von Fläschchen und Schnullern ist nicht notwendig!

Demnach genüge es, Fläschchen und Schnuller gründlich mit Spülmittel zu waschen. Dieses Maß an Hygiene reiche für die Babyutensilien und schütze sie zugleich vor Rissen, die durch zu häufiges Auskochen entstehen können. Risse und spröde Stelle sind wunderbare Brutplätze für Keime, weshalb warmes Wasser und Spülmittel vorgezogen werden sollten.

Allergieempfehlung 3 | Leitungswasser darf ohne Aufkochen ins Fläschchen

Da Deutschland grundsätzlich eine sehr gute Wasserqualität aufweist, sind sich Experten aus dem Gesundheitswesen darin einig, dass für die Zubereitung eines Fläschchens warmes Leitungswasser verwendet werden darf. Das gilt jedoch nur dann, wenn man von gut intakten Wasserleitungen ausgehen kann!

Um ein Fläschchen direkt aus der Leitung vorzubereiten, dreht ihr den Wasserhahn fest auf, sodass richtig kaltes Wasser herauskommt. Dann erhöht ihr die Temperatur auf ca. 38 Grad und füllt damit das Fläschchen.

Facebook Live Chat: Montag, 18. September 2017

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Quelle: sämtliche fachliche Informationen dieses Beitrags habe ich unserem Facebook Live Chat entnommen.

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