„Pass auf, was du isst, solange du stillst!“ Mythos oder ernstzunehmender Ratschlag? Hebamme Nicola Herrmann räumt mit Mythen rund ums Stillen auf und teilt den aktuellen Stand der Forschung mit euch.

Mythos oder Wahrheit?

Mythen-rund-ums-StillenWertvolles Wissen wird oftmals viele Generationen weitergetragen. Einiges davon beruht auf Erfahrungswerten und wir sind heute dankbar dafür, dass es nicht in Vergessenheit geraten ist. Ratgeber rund um das Thema Haushalt und Familie greifen immer häufiger „Oma´s“ Tipps und Rezepte auf. Das ist wunderbar so.

Doch sind im Laufe der Jahre auch viele Mythen entstanden, an die man lange glaubte und die noch heute ihre Kreise ziehen, jedoch von der Wissenschaft längst als widerlegt gelten.

Hebamme Nicola Herrmann weiß aus langjähriger Erfahrung, dass gerade in Hinblick auf das Stillen zahlreiche Mythen verbreitet sind. Erfahrt, welche Mythen heutzutage an Gültigkeit verloren haben.

Mythos 1 | Mindestabstände beim Stillen

Möglicherweise habt ihr auch schon einmal den gutgemeinten Tipp erhalten, Mindestabstände beim Stillen einzuhalten. Dieser könnte in etwa so gelautet haben: „Leg dein Baby nur alle 3-4 Stunden an!“. Ende der 80er Jahre war dies die gängige Empfehlung, die stillenden Müttern gegeben wurde.

Heute lautet die Empfehlung ganz klar: „Leg dein Baby immer dann an, wenn es danach verlangt!“

In den ersten drei Lebenstagen sollte das Baby sogar alle 30 Minuten bis jede Stunde – je nach Bedarf – angelegt werden, da dies den Milcheinschuss fördert. Der Magen des Neugeborenen ist noch sehr klein und kann nur immer kleine Portionen aufnehmen, daher begünstigt häufiges Anlegen in der Anfangszeit die Milchproduktion.

Einziger Grund, von Anfang an längere Abstände einzuhalten, sollte es sein, wenn man als Mama überfordert ist.

Mythos 2 | Blähungen durch häufiges Anlegen

Kommen Blähungen durch zu häufiges Anlegen? Bei der Geburt meines Erstgeborenen glaubte ich noch an diesen Mythos, schließlich hatte ich davon gelesen und gehört. Hinzu kam, dass Miguel sehr starke Blähungen hatte und man in solch einer Situation an jeden Mythos glaubt, der einem zugetragen wird.

Aber auch hier sagt Nicola ganz klar NEIN. Häufiges Anlegen löst keine Blähungen aus, weshalb dies kein Grund sein sollte, auf Mindestabstände zurückzugreifen.

Mythos 3 | Pro Stillmahlzeit beide Brüste anbieten

Auch dies verneint Nicola. Babys müssen nicht bei jeder Stillmahlzeit an beide Brüste angelegt werden. Oftmals ist es sogar besser, man konzentriert sich auf eine Seite, v.a. dann, wenn der Säugling nicht allzu großen Hunger hat.

Fängt das Baby an zu trinken, ergattert es die ersten Minuten lediglich die durststillende Vormilch, nicht aber die sättigende Milch, die im Anschluss folgt. Wird die Seite nach kurzem gewechselt, erhält es möglicherweise zweimal Vormilch und gelangt gar nicht erst an die fettige Muttermilch.

Eure Hebamme begleitet euch anfangs bestimmt auf dem Weg zu einer guten Stillpraxis. Und irgendwann werdet ihr selbst merken, wann und ob es Zeit ist zu wechseln.

Mythos 4 | Babys die viel trinken möchten, sind nicht satt!

Dies lässt sich nicht pauschal sagen. Eine Gewichtskontrolle zeigt, ob dem so ist oder nicht. Meist ist es jedoch einfach so, dass abends und nachts mehr getrunken wird. Babys tanken dann auf, wenn sie zur Ruhe kommen.

Tagsüber werden sie oftmals mit zu vielen Eindrücken konfrontiert, sodass sie für ausgedehnte Stillmahlzeiten schlichtweg zu abgelenkt sind.

Aus diesen Gründen sollte man sich weder Sorgen machen, wenn das Baby nachts scheinbar nicht genug zu bekommen scheint oder aber tagsüber sehr sparsam trinkt.

Mythos 5 | An Blähungen ist die Ernährung der Mutter schuld

Wovon man lange Zeit fest überzeugt war, nämlich dass die Ernährung der stillenden Mama mitverantwortlich für die Blähungen beim Baby sind, hat heute an Gültigkeit verloren. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege, die belegen würden, dass blähende Nahrungsmittel, die die Mutter zu sich nimmt, in die Muttermilch übergehen.

Vorsicht sei allenfalls bei hygienisch bedenklichen Lebensmitteln geboten, die zu Lebensmittelvergiftungen bei der Mutter führen können. Lebensmittelvergiftungen sind sehr kräftezehrend und erschweren vorübergehend den Alltag mit Baby erheblich.

Mythos 6 | Erhöhte Flüssigkeitszufuhr fördert die Milchproduktion

Häufiges Anlegen fördert die Milchproduktion, nicht aber die Menge an zugeführter Flüssigkeit. Nicola bringt das Beispiel einer Mutter, die in der Wüste stillt und zeitweise kaum Zugang zu Flüssigkeit hat. Auch hier wird die Milch fließen.

Dennoch, und das ist Tatsache, ist es wichtig, viel zu trinken. Als grobe Richtlinie wird 1 Liter mehr empfohlen als die Stillende vor dem Baby täglich zu sich genommen hatte.

Facebook Live Chat: Montag, 09. Oktober 2017

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Quelle: sämtliche fachliche Informationen dieses Beitrags habe ich unserem Facebook Live Chat entnommen.

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