Ja, denn das Sonnenvitamin ist für eine gesunde Entwicklung deines Babys genauso wichtig, wie Nahrung und Flüssigkeit.
Darum brauchen Säuglinge Vitamin D
Sonnenlicht steigert die Produktion des Glückshormons Serotonin. Und glücklicher scheinen sie manchmal wirklich, die Südländer. Je weiter man in den Norden geht, desto weniger Sonnenlicht findet man. Und das schlägt auf die Stimmung. Um die dunklen Wintermonate nicht mit Trübsinn zu vergeuden, werden häufig Präparate wie Vitamin D-reiches Fischöl supplementiert.
Trotz dem fehlenden Sonnenlicht wird man depressive, missmutige Säuglinge auch in den Nordländern kaum finden. Bedeutet dies, dass Babys eine geringere Dosis des Sonnenvitamins zum Glücklichsein brauchen?
Nein, ganz im Gegenteil. Babys zählen zur Risikogruppe für eine D3-Untersorgung. Kinderärzte verschreiben daher bereits kurz nach der Geburt Vitamin D3 in Tablettenform oder als Öl.
Für ein starkes Skelett und gegen Rachitis
Das Sonnenvitamin ist lebenswichtig, genauso wie ausreichend Nahrung und Flüssigkeit. Babys hilft das Vitamin D starke Knochen und ein stabiles Skelett zu entwickeln, indem es die Aufnahme der Mineralstoffe Calcium und Phosphat steuert.
Mangelt es an dem Sonnenvitamin kann es zu Störungen der Knochenmineralisation kommt, was oftmals Verformungen des Skeletts zur Folge hat. Der medizinische Fachbegriff dafür ist Rachitis. Und die tägliche Vitamin D3-Gabe für Babys nennt man Rachitis-Prophylaxe.
Neben unseren Knochen profitieren Immunsystem, Zähne, Blutdruck und Schlaf von dem wichtigen Vitamin. Kurzum, jede Körperzelle ist auf das Vitamin angewiesen.
Vitamin D-Bildung: Team-Work von Sonne und Haut
Babys zählen deshalb zur Risikogruppe für eine Vitamin D-Unterversorgung, weil sie generell nicht dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt werden sollten (mehr zu: Sonnenschutz fürs Baby). Eine gute mineralische Sonnencreme, atmungsaktive, langärmelige Kleidung (z.B. aus Pima Baumwolle), v.a. aber ganz viel Schatten, sind ein Muss, solange der hauteigene Schutzmechanismus noch nicht ausgereift ist.
Doof nur, dass es ausgerechnet das Sonnenlicht ist, das über den Kontakt mit der nackten Haut Vitamin D fürs Baby produziert.
Die Vitamin D3-Eigensynthese
Alle wichtigen Vitamine können wir in ausreichender Dosis über die Nahrung aufnehmen, nur Vitamin D nicht. Doch ausgerechnet dieses Vitamin benötigen wir für eine gesunde Entwicklung und einen starken Körper. Doch wie entsteht Vitamin D?
Die Vitamin-D-Synthese findet in der oberen Hautschicht statt, wo Cholesterol mit Hilfe von UV-B-Strahlung in Vitamin D3 umgewandelt wird.
Diese Synthese findet jedoch nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen statt:
- Einfallswinkel: die Sonnenstrahlung muss für eine erfolgreiche Synthese im richtigen Winkel auf die nackte Haut fallen. Der perfekte Zeitpunkt für ein Sonnenbad (mindestens 25% nackte Haut braucht die Sonne) ist zwischen April und September von 11-15 Uhr. In all den anderen Monaten steht die Sonne zu tief für eine optimale Vitamin D-Bildung. Ernährungstrainerin Claudia Meyer (Kneipp-Journal 06/2019) nimmt unseren eigenen Schatten als Orientierungshilfe: verlängert unser Schatten beim Spaziergehen die eigene Körpergröße, steht die Sonne zu tief.
- Lichtschutzfaktor: Sonnencreme verhindert die Bildung von Vitamin D, daher vor dem Sonnenbad besser keinen Lichtschutzfaktor auftragen.
- Kleidung: auch Kleidung bremst die Synthese, da sie Strahlung von der Haut fernhält.
- Hauttyp: dunkle Hauttypen brauchen länger für eine D3-Synthese, da die stärkere Pigmentierung (Melonin) als natürlicher Hautschutz fungiert.
- Sonnenbad: Meyer empfiehlt alle 10 Tage ein Sonnenbad von 30 Minuten zu nehmen – bei helleren Hauttypen gesplittet auf 2-3 Tage –, um den Vitaminhaushalt ausreichend aufzufüllen.
Wir Erwachsenen können unseren Vitamin D-Bedarf in den meisten Fällen selbst steuern. Unsere Haut ist vollends entwickelt und wir dürfen uns kurze Zeit der direkten Sonne aussetzen.
Babys können dies nicht. Deshalb müssen wir nachhelfen, zumindest solange, bis die Haut einen ausreichenden Eigenschutz entwickelt hat, um das Sonnenlicht selbst einfangen zu können.
Aufnahme von Vitamin D über die Ernährung
Der tägliche Vitamin-D Bedarf kann nur geringfügig über unser Essen abgedeckt werden. Bestimmte Fischarten, Milch, Eier und Kalbsfleisch enthalten Vitamin D; im Sommer mehr als im Winter, da die Tiere in den heißen Monaten selbst mehr Vitamin D synthetisieren, als in den kalten, dunklen Monaten.
Milch enthält also Vitamin D. Und was ist mit Muttermilch?
Bekommt mein Baby über die Muttermilch Vitamin D?
Ja, aber nicht ausreichend. Um dein Baby über deine Milch ausreichend mit Vitamin D zu versorgen, müsstest du in etwa 5000-6000 I.E. (Internationale Einheiten) supplementieren. Das entspricht zwischen 125-150 µg und ist eine ganze Menge.
Du müsstest als die 10-fache Menge an Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen, als der Bedarf deines Babys (400-500 I.E.) ist. Frühchen (Geburtsgewicht < 1500g) bekommen während der ersten Lebensmonate sogar die doppelte Menge als tägliche Gabe.
Da dir dies nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit gelingt, solltest du deinem Baby ab der 1. Lebenswoche die vom Arzt empfohlene Gabe von Vitamin D verabreichen.
Apropos, auch über Pre- und 1-Nahrung wird dein Baby mit dem Vitamin versorgt. Der Vitamin D-Gehalt ist hier geringfügig höher als bei Muttermilch, aber bei weitem nicht ausreichend.
Wie lange muss Vitamin D gegeben werden?
In den meisten Fällen entscheidet der Geburtstermin über die Dauer der Supplementation. Generelle Regel: Babys bekommen zur Rachitisprophylaxe bis zum zweiten erlebten Sommer täglich Vitamin D.
Sprich hier am besten mit dem Kinderarzt, denn er wird dir eine entsprechende Empfehlung aussprechen.
Vigantol-Tabletten oder Vigantol Öl?
Kinderärzte tendieren dazu, Tabletten für die Supplementation zu empfehlen. Diese seien einfacher dosierbar als entsprechende Öle, da es bei Ölen schneller zu einer Überdosierung komme, indem aus Versehen 2 statt 1 Tropfen verabreicht werden.
Hebammen raten meist zur Öl-Form, da diese magenschonender und allgemein besser verträglich sei. Indem das Öl nicht direkt in den Mund, sondern zuerst auf einen kleinen Löffel getropft wird, kann das Risiko einer Überdosierung jedoch ganz einfach vermieden werden.
Letztlich erfüllen beide Darreichungsformen ihren Zweck, sodass du für dich selbst entscheiden solltest, ob du dich mit Tabletten oder Öl wohler fühlst.