Die Trennung ist vollzogen. Doch was nun? Wohin mit den Kindern? Trennungskinder werden schnell zum Spielball, der mal in Mamas dann wieder in Papas Hände fällt. Geburtsbegleiterin und Familienberaterin Mika kennt die Vor- und Nachteile des heute praktizierten Wechselmodells.

Das Wechselmodell für Trennungskinder

Lange Zeit war es so, dass nach einer Trennung die Kinder zur Mutter kamen, das kennen wir alle. Seit einer Weile wird von allen Seiten das Wechselmodell propagiert und es soll ja auch toll sein. Für die Mütter. Für die Kinder. Für die Väter.

Das soll quasi jetzt so sein, dass alle glücklich werden dank des neuen Modells. Aber wie passend ist diese „Kur“ für alle? Ist sie wirklich das heilbringende Mittel, das für alle passt – passen soll – passen muss?! Aber schauen wir uns das mal genauer an.

Die Mutter …

… soll entlastet werden, weg von dem Thema und der Last, Alleinerziehende, gestresst und unterbezahlte Managerin für alles zu sein. Die Frau soll nicht mehr für alles verantwortlich sein! Sie soll wieder mehr Einsatz im Beruf finden, wieder Vollzeit dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und sich dort einen Ausgleich schaffen, einen Ausgleich für die Arbeit, die eh zuhause auf sie wartet. Eigentlich heißt es ja, sie soll sich mehr entspannen. Mehr Freizeit. Aber welche Mutter macht das? Kann das? Die liegengebliebene Arbeit wird halt dann erledigt, wenn die Kinder beim Vater sind. Egal wie viel sie beim Vater sind.

Der Vater …

… soll sich endlich und per Gesetz mehr um seine Kinder kümmern – DÜRFEN! Ja, genau, dürfen. Als hätten das die Väter nicht vorher auch wollen. Aber eben zu ihren Regeln und den Regeln der Mutter. Sie sollen die Mutter entlasten, sich mehr im Leben ihrer Brut blicken lassen, endlich Verantwortung tragen – dürfen. Aber was jetzt? Sollen oder dürfen?! Auch da zeigt das Modell seine Schwächen, denn der Mann ist und bleibt meist der Hauptverdiener. Er wird seine Arbeitszeit deshalb nicht kürzen und wer kümmert sich dann um die Kinder? Die Fremdbetreuung, die jetzt schon kaum eine Abdeckung für alle Fälle möglich macht. Und dann kann Papa seine Kinder erziehen, für sie da sein, wenn sie Sorgen haben, sich wehgetan haben, Fieber haben, und so weiter.

Das Kind …

… ja, das ist so schön geschmeidig und flexibel. Man kann es biegen und verbiegen wie man es braucht. Es soll nach Möglichkeit mit allen Veränderungen geschmeidig umgehen. Jede Woche in einem anderen Haushalt mit anderen Regeln und anderen Bezugspersonen zurecht- kommen. Alles Easy für die Kinder. Die machen das schon. Die kompensieren das schön, weil die sind ja noch flexibel. Sie lieben ihre Eltern und es ist total normal, dass sie einfach mal hier, mal da sind. Und auch völlig egal, wie alt das Kind ist. Je jünger, desto einfacher der Spagat zwischen den Haushalten. In der Theorie. Denn könnt ihr euch vorstellen, so was gut zu verkraften und gut zu machen? Vielleicht mit zwei oder drei Jahren oder auch zehn oder fünfzehn Jahren solche Meisterleitungen à la Bäumchen-Wechsel-Dich regelmäßig aufzuführen? Und was sagt das Wechselmodell dazu, dass Kinder auch einfach mal länger als 1 Woche ein Elternteil brauchen? Vielleicht eine Phase haben, wo genau ein Elternteil das Richtige ist, für sagen wir mal acht Wochen?!

Spagat, Baby!

Wer kann denn so flexibel sein? Welche Eltern und Kinder können sich das alles immer so einrichten, wie es eigentlich wirklich gut wäre für ein Kind? Ehrlich gesagt vielleicht 1%, oder? Das wäre nämlich mal ein Modell für getrennte Eltern und deren Kinder, das wirklich gut wäre; dass alle das bekommen was sie brauchen. Nicht von Rechtswegen, sondern weil es die Bedürfnisse des Kindes wirklich decken würde.

Wie es denn letzten Endes gut ist, muss jede getrennte Familie für jedes Familienmitglied prüfen und für sich sehr eng im Austausch, unter Beobachtung der Kinder und mit einer gewissen Kompromissbereitschaft finden. Nur so kann man tatsächlich allen Bedürfnissen gerecht werden. Leider ist das genau der Punkt, wo es schwierig wird. Denn wo schon lange keine Kommunikation möglich war, muss jetzt kommuniziert werden. Und wenn wir mal ehrlich sind, ist das bei fast keiner Trennung möglich (wie ich schon im letzten Beitrag schrieb). Das heißt nicht, dass alles andere bisher blöd war oder ist. Nein, es ist nur nicht jedes Modell für alle passend. Also prüft was für euch und eure Kinder passt und vergesst nicht: Nichts ist in Stein gemeißelt.

Geburtsbegleiterin Mika Kienberger
Email: mail@wunschgeburt.de

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