Die Situation kennt wahrscheinlich jeder, der ein kleines Kind und einen tierischen Mitbewohner hat: Der oder die Kleine liebt das Tier und möchte ihm ständig nahe sein, es füttern, streicheln und vieles mehr. Leider kann das schnell zu viel für den felligen Freund werden, da Kinder es manchmal „zu gut“ meinen. Sie müssen lernen, dass Tiere kein Spielzeug sind. Das gelingt nur durch das Setzen klarer Grenzen und durch altersgerechte Erklärungen.

Leider sehen viele Menschen es nicht so eng, wenn ein Kind die Katze am Schwanz zieht oder mit dem Kaninchen im Gehege „Fangen“ spielt. Für sie ist es ein Spaß, und die Eltern sehen das meist genauso. Doch woher sollen Kinder wissen, wann das Spiel aufhört und der Ernst beginnt? Wo ist die Grenze?

Die Antwort ist ganz einfach: Wenn das Tier in irgendeiner Form durch das Kind gestört und beeinträchtigt wird, ist es die Aufgabe der Eltern, dem Kind zu erklären, warum sein Verhalten dem Tier gegenüber unangebracht ist.

Am besten gelingt diese Erklärung durch den Rückbezug auf das Kind: „Wie würdest du dich fühlen, wenn du gerne weglaufen möchtest, dich aber jemand daran hindern würde?“ „Dir tut es auch manchmal weh, wenn man dir die Haare zu wild kämmt – warum sollte es anderen nicht genauso gehen?“ „Stell dir vor, dich würde ständig jemand wecken, wenn du schläfst.“

Kinder erkennen dadurch nicht nur, dass Tiere keine Spielzeuge sind, die ihrer Unterhaltung dienen, sondern verstehen auch, dass es zwischen dem eigenen Empfinden und dem von Tieren keinen Unterschied gibt – sie können sich freuen wie wir, aber auch Schmerzen empfinden, so wie wir es tun. Im günstigsten Fall beziehen Kinder das nach einiger Zeit nicht nur mehr auf den felligen Freund zu Hause: Sie beginnen, zu überlegen, wie es wohl den Tieren in einem Zoo geht, die dort ihr Leben lang eingesperrt sind; oder den auf Transportern eingepferchten Schweinen, die sie auf dem Weg in den Urlaub auf der Autobahn überholen.

Kinder sind neugierig und stellen Fragen. Es ist die Aufgabe der Eltern, die Wahrheit zu sagen. Denn wem ist dabei geholfen, den Kindern zu erzählen, dass es einem Eisbär nichts ausmacht, sein Leben in einem winzigen Gehege zu verbringen oder dass Schweine nichts fühlen, wenn sie stundenlang ohne Essen und Trinken in den Schlachthof transportiert werden?

Je älter Kinder werden, umso mehr werden sie diese Einsichten auf ihr tägliches Leben übertragen und somit zu aufgeklärten und mitfühlenden Entscheidungen fähig sein – und genau das ist letztlich das Ziel, das Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder erreichen möchten.

Übrigens: Falls Sie beobachten, wie ein Kind in Ihrer Umgebung ein Tier quält, sehen Sie nicht weg – oftmals ist das ein Zeichen von psychischen Problemen. Wenden Kinder Gewalt gegenüber anderen Lebewesen an, wiederholen sie oft nur das, was ihnen zu Hause vorgelebt wird. Oft sind sie selbst oder ein Elternteil Opfer von Gewalt. Viele straffällige Gewalttäter haben in ihrer Kindheit Tiere gequält.

Gastautorin: Janine Louis, Erziehungswissenschaftlerin und Redakteurin bei PETAkids

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