Home Office während der Corona Krise. Fast wie immer und doch irgendwie anders.
Home Office as usual
Home Office bestimmt meinen Alltag seit nun mehr 8 Jahren. Chill n Feel (damals noch Mama Ocllo) gründeten wir als ich mit unserem ersten Sohn schwanger war. Kurz vor der Geburt schrieb ich den letzten Blogpost als kinderlose Unternehmerin, aus dem Wochenbett folgte der erste Beitrag als Mompreneur. Von da an waren Calls begleitet von klassischen Babygeräuschen, zwischen Websitepflege und Bestellabwicklung wurde die Windel gewechselt, auf dem Weg zur Post schaukelte ich ihn im Tragetuch in den Schlaf.
Ja, ich weiß wahrlich, was es bedeutet Mama und Unternehmerin zu sein. Man könnte also meinen, dass ich nun bestens gerüstet sei für ein Home Office in der Corona Krise. Und tatsächlich, mein Arbeitsalltag hat sich seither kaum verändert, trotz Ausgangsbeschränkungen und Kindergartenschließung. Weniger Zeit für gut recherchierte Blogbeiträge, ja, das ist das Einzige, das wirklich fehlt, aber ihr werdet mir dies hoffentlich aufgrund der aktuellen Umstände verzeihen.
Entschleunigung … und das Leben geht weiter
Eines ist dann aber doch anders. Ich habe das erste Mal seit Unternehmensgründung das Gefühl zu entschleunigen. Endlich habe auch ich das Faultier in mir entdeckt, das ich mit unserem Rebranding im Februar 2019 zu meinem Lehrmeister auserkoren hatte.
Müssen wirklich erst die Geschäfte schließen, Flughäfen gesperrt werden und Autos von den Straßen geholt werden, damit wir begreifen, dass das Leben auch in einem langsameren Rhythmus weitergeht?
Vor 4 Wochen in Peru
Vor einem Monat noch schlenderten wir durch die Straßen Limas. Taxis und Micros (Kleinbusse) wohin das Augen reichte. Die Sonne brannte vom Himmel, Smog färbte den Wüstensand schwarz, ein ständiger Geräuschpegel prägte Perus Hauptstadt.
11.000 km von der Heimat entfernt, berührte uns der in Europa aus dem Ruder laufende Coronavirus nur am Rande. Eine Woche vor unserer Heimreise dann sahen wir die ersten Menschen mit Mundschutz, andere trugen Großpackungen Toilettenpapier nach Hause, im medizinischen Zentrum, das wir von unserem Fenster aus beobachten konnten, staunten wir schon früh am Morgen über die Menschenmassen, die sich auf COVID_19 testen ließen.
4 Tage vor unserer Abreise erfuhren wir, dass Flüge nach Europa gestrichen werden würden. Wir wurden ein wenig nervös, kontaktierten unsere Fluglinie und hofften bis zuletzt, dass eine Ausreise via Kolumbien nicht im letzten Moment gestrichen werden würde. Am Abend vor unserem Abreisetag, Sonntag 15.3., hörten wir eine Rede vom peruanischen Präsidenten im Fernsehen: am 16.3. wurden die Grenzen dicht gemacht. Eine Ausreise würde nicht mehr möglich sein.
Es folgt ein kleiner Nervenzusammenbruch meinerseits. Die deutsche Botschaft ist nicht zu erreichen. Wir suchen Flüge noch für Sonntagabend über Mexiko, Chile … Dann endlich ein Hoffnungsschimmer. Der Flughafen würde am 16.3. um 23:59 Uhr geschlossen werden. Unser Flieger hebt um 16:30 Uhr ab. Ok, wir kommen raus. In Kolumbien, unserem Transit-Flughafen, kommen ab 17.3. alle Ankommenden in eine 14-tägige Quarantäne. Unser Flug von Bogota nach München geht am 16.3. um 23:30 Uhr.
Plötzlich standen die Uhren still
Noch heute stockt mir der Atem, wenn ich daran denke, wie unglaublich viel Glück wir hatten. Denn wir sind unter den Letzten aus Peru ausgereist, bevor das Land in einen absoluten Ausnahmezustand versetzt wurde. Der famose „Toque de Queda“ sorgt seit nun fast 2 Wochen für Stillstand in Peru. Kaum etwas bewegt sich im Andenstaat und wer zur falschen Zeit oder ohne Mundschutz sein Haus verlässt, dem droht eine direkte Festnahme. Als Single weiß man sich mit der Situation zu arrangieren, aber mit 2 kleinen Kindern wäre das wahrlich kein Spaß gewesen.
Wie gut es sich anfühlte, im Flieger zu sitzen, die Kinder entspannt neben sich zu sehen und mit Freude Richtung Heimat zu blicken. Um 02:30 Uhr blieb meine Armbanduhr stehen. Schmunzelnd musste ich an unser Kuschel-Faultier Chill denken, dessen Uhr 3:00 Uhr zeigt. 3 oder bzw. 15 Uhr in Deutschland ist für gewöhnlich unsere kleine Auszeit am Tag, klassisch Kaffeezeit eben 😉
Und in dieser Auszeit-Zone sollten wir nun landen, denn mit unser Landung in Deutschland kam das öffentliche Leben in Bayern aufgrund eben erlassener Ausgangsbeschränkungen nahezu zum erliegen.
Home Office im Zeichen des Faultiers
Meine Uhr steht nach wie vor still, denn unser lokaler Schmuckladen hat geschlossen. Meine Arbeit im Home Office geht weiter. Nie gab es eine Zeit ohne Home Office, weder in Peru noch in Deutschland. Doch ich arbeite entspannter, ganz einfach weil ich weiß, dass in Zeiten der Corona Krise keiner von mir erwartet, dass ich 180% gebe. Warum also sollte ich solch hohe Erwartungen an mich selbst stellen?!
Und so mache ich das Beste aus der Situation: ich genieße meine Kinder, arbeite, immer dann, wenn sich Zeitfenster dafür öffnen und lausche dem frühlingshaften Vogelgezwitscher. Ja und irgendwie geht es weiter … erstaunlicherweise sogar besser als zuvor.
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