Ist Baumwolle umweltschädlich? Ja und nein. Baumwolle ist weder per se gut für die Haut noch automatisch schlecht für die Umwelt. Sieh selbst!
Ein Leben ohne Baumwolle? Undenkbar!
Baumwolle ist eine der ältesten bekannten Kulturpflanzen. Die herrlich atmungsaktiven Naturfasern der an Sträuchern wachsenden Baumwolle gelangten Anfang des 19. Jahrhunderts über Amerika nach Europa. Im Handumdrehen eroberten die flauschigen Naturfasern die Textilindustrie und seither ist Baumwolle aus keinem Haushalt mehr wegzudenken: als Kleidung, in Bettdecken, Vorhängen und Geschirrtüchern.
Wir lieben Baumwollstoffe, denn sie lassen sich gut reinigen und überdauern bei guter Pflege mehrere Generationen. Nur ist Baumwolle umweltschädlich? Und tut die Naturfaser unserer Haut wirklich gut?
Fragen, die jahrzehntelang niemand gestellt hatte, bereiten uns neuerdings Kopfzerbrechen. Wir hören und lesen von ausgedörrten Böden, von Chemiekeulen und knappen Wasserressourcen. Immer mehr Menschen erkranken an atopischen Ekzemen (Allergien, Neurodermitis, Asthma) und so mancher Dermatologe gibt der Textilindustrie eine Mitschuld.
Eins nach dem anderen …
Ist (Bio)-Baumwolle gut für die Haut?
Laut der Bremer Baumwollbörse ist Baumwolle die bevorzugte Faser bei empfindlicher Haut. Dies begründet sie folgendermaßen:
Grund ist nach Meinung von Experten vor allem die flache Faserstruktur der Baumwolle. Mikroskopisch gesehen baut sie sich wie die Jahresringe eines Baumes auf, nur dass es sich bei der Baumwolle um Tagesringe handelt. Je länger die Faser der Rohbaumwolle ist, desto feiner lässt sie sich verspinnen. Der Inbegriff für besonders feine und weiche Textilien sind auch heute noch solche aus lang- und extralangstapliger, hochwertiger ägyptischer oder Pima– und Sea-Islandbaumwolle. Gleichzeitig ist die Faser der Baumwolle sehr robust und hat auch weitere Eigenschaften, die sie zum Beispiel für den Einsatz im medizinischen Bereich besonders vorteilhaft macht.
Diese ➽ Bodys wurden aus bio-zertifizierter Pima Baumwolle hergestellt
Kontaktallergien, Formen von Dermatitis sowie Hautirritationen verschiedenster Art nehmen immer mehr zu. Neben genetischen Gründen und ungesunder Ernährung wird die Ursache häufig in der Kleidung gesucht. Denn was berührt unsere Haut mehr, als die Kleidung, die sie umgibt?
Kunstfasern tun der Haut nicht gut, das ist bekannt. Die meisten synthetisch hergestellte Stoffe basieren auf Erdöl. Künstliche Stränge werden zu sehr engmaschigen Stoffe verwoben, Stoffe werden imprägniert und mit chemischen Ausrüstungen versehen. Die dadurch entstehende Kunstwerke der modernen Textilproduktion sehen schön aus, bieten jedoch meist keinerlei Atmungsaktivität. Fehlt dir die Luft zum atmen, fühlst du dich nicht gut. Deiner Haut geht es nicht anders.
Aber auch Baumwolle kann Schuld an einer Kontaktallergie sein; nämlich genau dann, wenn eingesetzte Chemie während dem Anbau und/oder der Weiterverarbeitung das zerstört, was Baumwolle so einzigartig macht: ihre natürliche Atmungsaktivität. Denn in der Atmungsaktivität liegt der wohl größte Unterschied zwischen Natur- und Kunstfasern.
Durch Insektizide, Pestizide und chemische Ausrüstungen verschließen sich die kuscheligen Fasern und die Atmungsaktivität der daraus gewebten Stoffe geht verloren. Die Haut kann also nicht mehr richtig atmen! Hinzu kommt, dass bei mechanischer Ernte und wenig unsachgemäßer Weiterverarbeitung Fasern brechen. Dies wiederum macht sich im Tragegefühl und in der Haltbarkeit der Stoffe bemerkbar. Umso kürzer die Fasern, desto rauer fühlen sie sich an und desto weniger Nutzung halten sie stand.
Empfindliche Haut reagiert sehr schnell auf die chemischen Bestandteile, die sich erst nach mehreren Waschgängen aus den Stoffen lösen. Über unser Abwassersystem gelangen die toxischen Stoffe in unseren Kreislauf, über die Haut bis hin zu unseren Organen.
Wer seiner Haut also Gutes tun möchte, der greift von Anfang an zu Biobaumwolle. Beim Anbau von Bio Baumwolle werden Schädlinge natürlich bekämpft. Und bei der Faser-schonenden Weiterverarbeitung wird versucht, die natürliche Weichheit und Atmungsaktivität der Baumwolle zu bewahren. Dies ist spürbar, bei neuen und gebrauchten Textilien.
Ich hab es schon kurz angeschnitten, es bleibt die Frage „Ist Baumwolle umweltschädlich?“ Beraubt uns die Baumwolle unserer natürlichen Wasserreserven? Denn – und das ist bekannt – der Anbau von konventioneller Baumwolle braucht Unmengen an Wasser.
Ist Baumwolle umweltschädlich?
Ist Baumwolle umweltschädlich, solange sie in ihrer natürliche Umgebung wächst und gedeiht? Nein. Schlecht hingegen ist das, was von Menschenhand geschaffen bzw. verändert wurde, auf Kosten der Natur!
Konventionelle Baumwolle ist effizienter als Bio-Baumwolle und auf Effizienzsteigerung ist unser Markt nun einmal ausgerichtet. Natürlichen Schädlingen wird eines mit der Chemiekeule verpasst und schon kann die Baumwollpflanze ungestört weiterwachsen. Kurze, wenig hautschmeichelnde Baumwolle wird mit massig chemischen Weichmachern durchsetzt und schon fühlt sie sich geschmeidig und gut an.
Durch den gezielten Einsatz von Chemie können weitaus größere Mengen an Baumwolle geerntet und auf den Markt gebracht werden. Fühlen sich die Stoffe weich an und beeindrucken sie durch brillante Farben, können auf dem Markt höhere Preise erzielt werden oder schlichtweg größere Mengen abgesetzt werden.
Wem dies alles aber so gar nicht gefällt ist unsere Umwelt. Durch den enormen Einsatz von Pestiziden und Insektiziden wird das natürliche Gleichgewicht der Böden komplett durcheinander gebracht. Das ist ganz ähnlich wie bei unserer Haut oder unserem Haar. Wenn wir viel Chemie, die in Kosmetika enthalten ist, verwenden, trocknen Haut und Haar aus, der natürliche Schutzfilter wird zerstört und die Haut ist bald nicht mehr in der Lage, sich selbst zu regenerieren. Periorale Dermatitis oder Textildermatitis können die Folge sein.
Beim konventionellen Anbau lautet die Antwort auf die Frage „Ist Baumwolle umweltschädlich“ definitiv Ja.
Die Erde wird krank und spröde. Die darin vorhandenen Lebewesen und Pflanzen finden keine Nährstoffe und bald kein Wasser mehr. Die Konsequenz: wir brauchen mehr Chemie, um den Pflanzen Kraft zu geben. Und wir brauchen mehr Wasser. Die Erde hat Durst, unendlich viel Durst. Und genau daher kommt das Vorurteil, dass Baumwolle per se zu viel Wasser konsumiert.
Bio Baumwolle braucht 91% weniger Wasser als konventionelle Baumwolle. Wird die Baumwolle dann noch auf einem Landstrich angebaut, der ihr optimale klimatische Bedingungen bietet, braucht es nicht viel mehr als Regen bzw. eine wassersparende Furchen- oder Tröpfchenbewässerung. Die Böden sind fruchtbar und die Pflanze findet die Nährstoffe, die sie braucht. Leider liegt der Anteil von biologisch angebauter Baumwolle aktuell nur bei ca. 1% der gesamten Baumwollproduktion.
Um nochmals zurück zur Eingangsfrage zu kommen. Ich bin der festen Überzeugung, dass nichts per se schlecht sein kann, was Mutter Natur geschaffen hat, solange wir nicht anfangen, Naturgegebenes verbessern und optimieren zu wollen. Mutter Natur wird sich schon etwas dabei gedacht haben ;).