„Ich bin Fairer Handel“, so lautet das Thema eines Radiointerviews, zu dem ich einst eingeladen wurde. Brauche ich als faires Social Business ein Fairtrade Siegel? Eine Frage, die sich mir damals stellte.
Das Fairtrade Siegel und der Kampf gegen die Armut
Fairtrade (FLO) ist ein sehr starkes Label auf dem Markt. In der Labelschule von It fits – ein Infoportal für all jene, die sich für die Werte und Standards hinter Labels wie dem Fairtrade Siegel interessieren – werden die Ziele des Fairtrade-Standards sehr schön definiert:
„Fairtrade ist eine Strategie zur Armutsbekämpfung. Durch gerechtere Handelsbeziehungen soll die Situation der benachteiligten Produzentenfamilien – in diesem Fall Kleinbauern, die Baumwolle anbauen, in Afrika, Asien und Südamerika verbessert, die Binnenwirtschaft gestärkt und langfristig ungerechte Weltwirtschaftsstrukturen abgebaut werden.“
Den Baumwollbauern (ähnlich wie Kakao- und Kaffeebauern) werden feste Mindestpreise gezahlt und sie erhalten eine Fairtrade-Prämie. Was die restliche Produktionskette, also die Weiterverarbeitung der Baumwollfasern bzw. Rohstoffe angeht, fällt nicht mehr direkt in den Aufgabenbereich von Fairtrade. Hier muss lediglich der Nachweis erbracht werden, das die ILO-Arbeitsnormen eingehalten werden.
Der Grundgedanke hinter dem Fairtrade Siegel ist es, für mehr Fairness in sozial schwachen Produktionsländern zu sorgen. Und dies gelingt dem Standard gewiss auch bis zu einem gewissen Punkt. Und das, Fairtrade hat eine große Schwachstelle: nicht überall, wo das Fairtrade Siegel in Erscheinung tritt, ist auch wirklich Fairtrade drin.
Schon einmal von Mischprodukten und Mengenausgleich gehört? Nein? Dann hüpfe unbedingt auf meinen Chill n Feel Blog, denn dort zeige ich im Beitrag „Faire Mode ohne Fairtrade-Siegel“ auf anschauliche Weise, was sich hinter diesen Konzepten verbirgt und worauf du beim Produkt fairer Produkte unbedingt achten solltest.
Wie viel fairer Kakao steckt in einer Tafel Schokolade mit Fairtrade Siegel (➽ hier geht´s zur Antwort)
Fairer Handel ohne Fairtrade, ist das glaubwürdig?
Leider ist das Fairtrade Siegel schon des Öfteren in Verruf geraten. Gründe dafür gibt es verschiedene.
Zum einen zeigten Spontanbesuche bei den Baumwollbauern, dass die tatsächlichen Arbeitsbedingungen und Sozialleistungen häufig nicht den Fairtrade-Richtlinien entsprechen. Damit steht Fairtrade allerdings nicht alleine da, denn die Baumwollbauern werden zur Erneuerung ihrer Zertifizierungen – seien es Bio- oder Fairtrade Prüfstellen – für gewöhnlich nur einmal im Jahr kontrolliert, und dies zumeist an einem zuvor angekündigten Termin. Dass hier einfach Missbrauch zu betreiben ist, erklärt sich von selbst.
Ein weiterer Grund, warum sich immer mehr Produzenten alternative faire Labels suchen, sind die hohen Zertifizierungskosten. Fairtrade ist für viele schlichtweg nicht erschwinglich.
Aufgrund teils überhöhter Kosten und der Kritik am Fairtrade Siegel, beginnen immer mehr Unternehmen eigene faire Konzepte und Nachhaltigkeitsrichtlinien zu entwickeln. Vertrauenswürdig werden diese, indem ausführliche Informationen, wie Nachhaltigkeitsberichte, Bilder und Videos der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Für die Einhaltung fairer Arbeitsbedingungen sind das Unternehmen und interne Kontrollinstanzen zuständig. Eine gute Dokumentation und eine möglichst transparente Produktionskette schaffen auf diese Weise eine Vertrauensbasis beim Endverbraucher.
Faire Babymode MIT und OHNE Fairtrade
Einmal im Jahr besuchen wir unsere Produzenten in Peru
Die Produkte meines eigenen Social Labels Chill n Feel tragen kein Fairtrade Siegel. Selbst wenn unsere Rohstofflieferanten über ein Fairtrade Zertifikat verfügen, wollen wir damit nicht groß hausieren gehen.
Für uns gibt es stärkere Labels wie beispielsweise den Global Organic Textile Standard (GOTS), der neben dem ökologischen Landbau auch auf sozialverträgliche Arbeitsbedingungen innerhalb der gesamten Produktionskette achtet. Noch können wir uns die sehr kostenintensive Zertifizierung nicht leisten, aber irgendwann wird sie kommen.
Unsere Bio Baumwolle ist GOTS zertifiziert, nicht jedoch der Rest der Produktionskette, weshalb unsere Babymode auch kein GOTS Label auf dem Etikett tragen darf. Hier nämlich liegt also ein entscheidender Unterschied zum Fairtrade Siegel. Bei GOTS muss die gesamte Kette vom Anbau der Rohstoffe bis hin zum Händler zertifiziert sein. Nicht nur ein Teil der Rohstoffe.
So stellen wir faire Arbeits- und Produktionsbedingungen sicher:
- regelmäßige Kommunikation mit unseren Produkten (Telefon, WhatsApp, Skype)
- Besuche vor Ort: einmal im Jahr sind wir persönlich vor Ort in Peru
- Zertifikate versichern uns des nachhaltigen Anbaus unserer Rohstoffe
- Vertrauen: freundliche und weitestgehend transparente Beziehungen zu unseren Lieferanten geben uns das Vertrauen, dass fair gearbeitet wird
Chill n Feel produziert unter fairen Bedingungen
Mit Hilfe von Bildmaterial und Videos versuchen wir Vertrauen zu schaffen. In diesem Video siehst du, wie unsere Babykleidung in Peru gefertigt wird. Unsere Partner-Schneiderei ist nicht sehr groß. Es wird keine Massenware zu Hungerlöhnen hergestellt.
Bei uns wird ein Mensch menschenwürdig behandelt und angemessen für seine Arbeit entlohnt. Das ist es, was uns unsere Partner in Peru immer wieder aufs Neue versichern und was wir sehen, wenn wir einmal im Jahr vor Ort sind. Es begegnen uns Menschen, die lächeln, wenn sie uns sehen.
Manchmal ist es ein unsicheres Lächeln, weil nicht jeden Tag Kunden aus dem Ausland die Schneiderei betreten. Immer jedoch ist es ein warmes Lächeln, das uns ein gutes Gefühl vermittelt. Wir wollen Gutes tun in Peru und fühlen uns als wichtiger Teil der Fashion Revolution, die auf Slow Fashion und Fairness innerhalb der gesamten Kette setzt.
Fashion Revolution: du bist neugierig geworden? Dann hüpfe schnell zu meinem Beitrag ➽„Powerfrauen arbeiten für die Fashion Revolution“.