Peru zählt zu den größten Produzenten von Kokain auf der Welt. Viele Bauern ernähren ihre Familien über den Coca-Anbau. Bio Baumwolle, Kaffee und Kakao bieten der Landbevölkerung attraktive Alternativen.
Inhaltsverzeichnis
Naturmedizin und Rauschmittel dank Coca-Anbau
Was in den Andenstaaten Teil der Kultur ist, unterliegt in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz. Die immergrünen Blätter des Coca-Strauches sorgen, je nach Anwendung, für Wohlbefinden oder führen in die Abhängigkeit.
Coca: eine Heilpflanze
Seit Jahrhunderten ist das Kauen von Coca-Blättern in den Anden Tradition. Die Blätter dienen als Genussmittel, Nahrungsergänzung und Naturmedizin. Sie vertreiben Hunger, Müdigkeit und Kälte. Touristen werden mit Blättern aus dem Coca-Anbau versorgt, um der Höhenkrankheit vorzubeugen und frisch aufgegossener Coca-Tee verbessert die Sauerstoffaufnahme im Hochgebirge.
Das Kauen von Coca-Blättern und der Teekonsum sind in Peru legal, wird sogar von der Industrie gefördert. Es gibt abgepackte Teebeutel, Coca-Kekse und Bonbons. Ein Suchtpotential wurde bei dieser Form des Konsums bisher nicht festgestellt. Eher kann es als Alternative zu Kaffee und Schwarztee betrachtet werden.
In unseren Breitengraden hingegen unterliegt der Konsum von Coca dem Betäubungsmittelgesetz, weshalb die Einfuhr der Blätter oder daraus resultierender Produkte strengstens verboten ist und beim Zoll zur Anzeige führen kann.
Kokain: von der Heilpflanze zum Rauschmittel
Das Rauschmittel Kokain wird aus den getrockneten Coca-Blättern gewonnen. Denn die getrockneten Blätter aus dem Coca-Anbau enthalten 0,5-20,5% Alkaloide, deren Hauptbestandteil Kokain ist. Nur ein Bruchteil dieser Ernte dient dem lokalen Konsum. Den Großteil davon verkaufen die Bauern an die Drogenmafia für einen attraktiven Gewinn.
Kokain wird durch ein chemisches Verfahren gewonnen, das ein weißes, kristallines Pulver als Resultat hat. Konsumiert wird die Rauschdroge über Sniefen, Rauchen oder Spritzen.
Peru und der Coca-Anbau
Mit 42.900ha beheimatet Peru nach Kolumbien mit ca. 69.000ha die größten Anbauflächen kokainhaltiger Coca-Blätter. Meist wachsen die Cocasträucher an den Osthängen der Anden, also im Hochlandregenwald. Aber auch die humusreichen Täler Perus bieten den Boden, den ein Coca-Strauch braucht, um gedeihen zu können.
Die Ausfuhr von Coca ist illegal, hält Drogenhändler jedoch nicht davon ab, jährlich rund 100.000t über Bolivien nach Brasilien, in die USA oder nach Europa zu schmuggeln. Dreh- und Angelpunkt sind die Regionen um Huallaga in Zentralperu sowie VRAE unweit der einstigen Inka-Stadt Cusco. Das Flusstal VRAE, das in etwa einem Gebiet in der Größenordnung von Puerto Rico entspricht, macht 44% vom gesamten Coca-Anbau aus und ist Sitz der Untergrundorganisation Sendero Luminoso, einer terroristischen Vereinigung, die stark mit der Drogenmafia verbandelt ist.
Ein Eindringen in diese Region des Regenwaldes ist schwer und gefürchtet, weshalb bisher keine effektive Maßnahme zur Bekämpfung dieses Brennpunktes gefunden werden konnte.
Was jedoch in vielen Regionen zu greifen scheint, ist der Umstieg auf alternative landwirtschaftliche Erzeugnisse; und damit verbunden ein Rückgang des lokalen Coca-Anbaus.
Effektive Maßnahmen zur Drogenbekämpfung
Peru´s Landbevölkerung ist arm und lebt in erster Linie von der eigenen Landwirtschaft. Neben den Erträgen, die die Chacra (kleiner Landbesitz) abwirft, sorgt der Verkauf von Strickwaren, Keramik und Hausmannskost für den Lebensunterhalt vieler Familien.
Added Value sorgt für besseres Familieneinkommen
➽ Bio-Kuscheltiere von Chill n Feel als Alternative zum Coca-Anbau in Peru
Inländische und internationale Projekte bieten einem Teil der Bevölkerung die Möglichkeit, über eigens eingerichtete Schulungsprogramme einen Mehrwert bei der Herstellung eigener Produkte zu erzeugen. Viele Jahre lang waren wir selbst über die Non-Profit-Organisation Manuela Ramos Teil einer solchen Initiative. Strickerinnen in den Bergen wurden geschult und für ihr Handwerk fair bezahlt. Sie lernten qualitativ höherwertige Strickwaren zu fertigen, verkauften diese zu besseren Preisen auf dem lokalen Markt (z.B. an Touristen) und erzielten ein gutes Zusatzeinkommen über den Export ihrer Produkte.
Bis vor zwei Jahren erhielten wir unsere Strick-Kuscheltiere ausschließlich über Manuela Ramos. Leider brachen die internationalen Fonds weg, die den Support der Strickerinnen finanzierten. Und so arbeiten wir mittlerweile über eine Mittelsfrau in Lima (Peru) auf Eigeninitiative weiter mit den Frauen. Unsere Wassertiere, Einhörner und Affen werden nach wie im Hochland Perus, unter fairen Bedingungen, gestrickt.
Doch was ist mit der sozial schwachen Landbevölkerung, die nicht Teil dieser oder ähnlichen Programme kommt? Hier kommt erneut der Coca-Anbau ins Spiel. Denn darüber lässt es sich Geld verdienen, wenn auch nur einen Bruchteil dessen, was letztlich über den Anbau der Coca-Pflanze hinausgeht.
Eine Alternative, die immer häufiger dem Coca-Anbau vorgezogen wird, ist der Umstieg auf ökologischen Landbau. Die Bauern wissen, dass für bio-zertifizierten Kakao, Kaffee und Bio Baumwolle um einiges mehr bezahlt wird als für deren konventionelle Varianten.
Ökologischer Landbau als attraktive Alternative zum Coca-Anbau
Seit einigen Jahren sind nationale und internationale Institutionen (u.a. die UNO) darum bemüht, den Cocabauern („cocaleros“) Alternativen zum Coca-Anbau zu bieten. Dieser Entwicklung kommt die stetig ansteigende Nachfrage nach ökologischen Erzeugnissen zugute.
Für Bio Baumwolle, Kaffee und Kakao werden wesentlich höhere Preise bezahlt als für konventionelle Produkte. Peru´s Rohstoffe überzeugen durch erstklassige Qualität und werden weltweit geschätzt. Im Jahr 2015 wurde Peru´s Schokolade zur besten Schokolade auf dem Markt gekürt (International Chocolate Award 2015). Exklusive Cafés bieten ihren Gästen peruanischen Kaffee und renommierte Modehäuser setzen auf die extra langen Fasern seidenweicher ➽ Pima Baumwolle.
Hinzu kommt, dass insbesondere Peru´s Baumwolle nur in begrenzten Mengen vorhanden ist, was den Bauern Spielraum nach oben bei den Verhandlungen lässt.
Seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts existieren Drug-free Cotton Programmes, die die indigene Bevölkerung im Hochlandregenwald im Anbau ➽ natürlich farbig gewachsener Baumwolle schulen; einem weiteren Rohstoff, der die Herzen der Textilindustrie erobert hat und sich positiv auf die sozioökonomische Entwicklung im Andenstaat Peru auswirkt.